Indien? Nein, danke!

18 01 2012

Warnung: Wer vor hat in absehbarer Zeit nach Indien zu reisen und dies unvoreingenommen tun möchte sollte jetzt besser aufhören zu lesen…

Indien: Endlich wieder ein noch unbekanntes Land auf unserer Reise. Viel hatten wir bisher darüber gehört, vorwiegend negatives, doch trotzdem freuten wir uns. Was uns erwartete übertraf allerdings jegliche Befürchtungen.

Das ganze Theater fing schon bei der Einreise an. Nach einem langen Flug zusammen mit hunderten doch eher streng riechenden Indern händigte das Kabinenpersonal sämtlichen Fluggästen statt der Arrival Card die Departure Card aus. Dies führte dazu dass sämtliche Passagiere bei der Ankunft in Neu-Delhi wieder hinten anstehen mussten (zudem die Arrival Card kaum aufzutreiben war). Die Folge davon war ein total überlastetes und am Ende blockiertes Gepäckband, da ja niemand da war um die Koffer entgegenzunehmen und die Angestellten amüsiert daneben standen.

Immerhin wartete unser Chauffeur pflichtbewusst am Flughafen und brachte uns ins für indische Verhältnisse sündhaft teure Hotel B.B. Palace (4‘000 INR Zimmer/Nacht, 1‘000 INR = ca. 18 Schweizer Franken). Dieses Hotel hatten wir gebucht da der Grossteil der wegen dem Testspiel angereisten Bayern-Fans dort gebucht hatte. Als wir ankamen teilten uns die unsympathischen Inder gleich mit dass das Hotel hoffnungslos überbucht sei und wir woanders übernachten würden. Wir wehrten uns allerdings und plötzlich war dann doch noch ein Zimmer frei. Vom angepriesenen Luxus allerdings keine Spur, auch Telefon, Internet und heisses Wasser funktionierten nicht. Und wer erwartet schon Handtücher, Seife oder Toilettenpapier in einem Luxushotel?

Später fanden wir unmittelbar nebenan ein etwas gehobeneres Speiselokal, wo wir auch die beiden Abende in Delhi verbrachten. Leider neigten sich die Biervorräte irgendwann dem Ende zu und man war tatsächlich nicht fähig innerhalb von 24 Stunden neuen Gerstensaft zu besorgen.

Fussball, Indien, Testspiel, neuer Ground und Länderpunkt
10.01.12 Indien – FC Bayern München
0:4 (0:4), 35’000 Zuschauer (Stadionrekord), Jawaharlal Nehru Stadium, Neu-Delhi

Am Dienstag trafen sich sämtliche Bayern-Fans und ich vor unserem Hotel. Der FC Bayern schaffte es gerade mal 65 Karten für dieses Spiel zu organisieren, dies zudem noch im am dichtesten gefüllten Block im Stadion. Ein Armutszeugnis für so einen Verein. Noch schlimmer fand ich jedoch die Tatsache dass zuerst jene mit Karten bedacht wurde die es nicht für nötig empfanden welche zu reservieren.

Wir fuhren also zum Jawaharlal Nehru Stadion und zusammen mit ein paar anderen durfte ich mich also auf Kartensuche machen. Obwohl die Zuschauerzahl von 35‘000 als höchste bei einem Fussballspiel in Delhi in die Geschichtsbücher eingehen wird war das Stadion nur zur Hälfte gefüllt. Die Organisatoren hatten es versäumt genügend Karten zu drucken, so dass sich vor dem Stadion beinahe eine Massenpanik abspielte. Vor meiner Nase hiess es plötzlich es gäbe keine Karten mehr. Nur dank einem korrupten Polizisten konnte ich noch eine ergattern.

Dank der Hilfe eines gewissen Herrn aus dem schönen Pattensen schaffte ich es schliesslich sogar bis zu den anderen vorzudringen. Das Spiel zwischen der indischen Nationalmannschaft und dem Deutschen Rekordmeister aus München war an Langeweile kaum zu überbieten und endete mit 4:0 für die Bayern. Hauptsache Länderpunkt vor ansprechender Kulisse.

Am nächsten Tag wäre eigentlich ein Ausflug mit Linke zum Taj Mahal in Agra auf dem Plan gestanden, doch ein Zugticket nach Agra zu kaufen war ein Ding der Unmöglichkeit. So machten David und ich uns alleine auf den Weg nach Jaipur im Bundesstaat Rajasthan. Der bequeme, aber teure Bus (735 INR) brauchte für die rund 200 Kilometer geschlagene 6 Stunden. Was wir am Strassenrand zu sehen bekamen war jenseits aller Vorstellungskraft. Inmitten von Müllbergen schliefen Leute, auf der Autobahn konnte höchstens im Schritttempo gefahren werden und zwischen tausenden Autos, Fahrrädern und Tuk Tuk’s tummelten sich Kühe, Hunde, Kamele, Wildschweine, Affen, Ratten, Hühner, Katzen und jede Menge anderer Tiere. Dass man alle paar Meter jemanden sieht der in aller Ruhe auf die Strasse scheisst akzeptiert man mit der Zeit als Normalität.

In Jaipur brachte uns einer der nirgendwo anders so nervenden Tuk Tuk-Fahrer zu einem Gästehaus welches mehr seine als unsere Wahl war. Etwas verdutzt war er als ich ihm den korrekten Fahrpreis bezahlte, da er zu blöd war das Taximeter abzustellen. Seine Forderung hätte sich auf das dreifache belaufen. Im Gästehaus welches etwas überteuert, aber sonst ganz ok war schaffte man es innert 3 Nächten nicht uns eine funktionierende Heizung ins Zimmer zu stellen(die Heizung fing sogar jede Nacht Feuer). In der Folge froren wir 3 Nächte bei Temperaturen von ca. 6 Grad Celsius und holten uns beide eine Erkältung.

Nach einem ruhigen Tag holte uns der altbekannte Tuk Tuk-Fahrer am Morgen zu einer Stadtrundfahrt für insgesamt 450 INR ab. Wir könnten entscheiden wohin und wie lange, und wenn wir nicht zufrieden seien müssten wir nix zahlen. Nun ja, eigentlich hätten wir dem Deppen wirklich nichts geben sollen, denn nach den paar sehr schönen Sehenswürdigkeiten am Anfang (Isarlat-Minarett, City Palace, Amber Fort etc.) wollte er uns nur noch zu typischen Tourishops und teuren Restaurants bringen, wo er Provision bekommen hätte. Selbst der Weg ins gewünschte Einkaufszentrum war ihm zu weit, weshalb er uns einfach in ein anderes brachte. Zu guter Letzt hatte er noch die Frechheit sich über das nicht mal verdiente Trinkgeld zu beklagen.

Spätestens hier war uns klar: 3 ½ Wochen in Indien halten wir nicht aus. Alleine das ewige Gehupe zu jeder Tages- und Nachtzeit hält kein Mensch aus. Wir buchten also einen zweiten Rückflug (der erste war leider nicht stornierbar) und fuhren nach Agra.

Ein Zugticket nach Agra zu bekommen war auch wieder eine Tagesaufgabe. Wir besorgten uns nach ewigem hin- und her eine Reservation für 87 INR pro Person. Man sagte uns dass wir das dazugehörige Ticket erst am Reisetag kaufen könnten. An den Schaltern wollte allerdings niemand etwas davon wissen und so fuhren wir statt für 342 INR für 87 INR im etwas besseren Güterzug nach Agra. Selber schuld wenn sie unser Geld nicht wollen. Der Zug brauchte für die 225 Kilometer wieder an die 6 Stunden, da die letzten 2 Stunden nur noch im Schritttempo gefahren wurden.

In Agra fanden wir ein einigermassen akzeptables Hotel (700 INR Zimmer/Nacht) nahe des Taj Mahals. Abends noch eine Cola zu bekommen war hier allerdings unmöglich. Am nächsten Morgen konnten wir uns endlich das imposante Taj Mahal ansehen. Den Ticketschalter über 1 Kilometer entfernt hinzustellen kann aber auch nur den Indern in den Sinn kommen. Die lästigen Rikschafahrer freut es natürlich. 750 INR zahlt der ausländische Tourist um das Taj Mahal zu sehen. Das sind ungaubliche 37,5 mal mehr als ein indischer Tourist. Dies ist aber in Indien durchaus normal.

Das Taj Mahal, ein Liebesbekenntnis eines Maharajas an sein Lieblingsfrau und inzwischen Grabmal für beide weiss durchaus zu gefallen. Das schneeweisse Marmorgebäude ist einfach wunderschön und die Gartenanlage rundherum kann sich ebenfalls sehn lassen. Das Innere kommt allerdings sehr schlicht und langweilig daher.

Nach dem wohl schlechtesten Essen dass ich je hatte (das Essen war bisher allerdings tadellos) fuhren wir mit dem billigen Lokalbus (150 INR) zurück nach Delhi. Eine freundliche junge Inderin managte von den Tickets bis zum Tuk Tuk so ziemlich alles für uns.

In Delhi landeten wir in der dreckigen, stinkenden und total verwinkelten Backpackerstrasse um die New Delhi Railway Station. Das im Voraus gebuchte Hotel hatte zwar nicht das eigentlich reservierte Zimmer für uns bereit, gewährte uns aber immerhin 50% Rabatt. Es folgte noch das zweitschlechteste Essen meines Lebens. Dies bestand aus einem Cheeseburger. Da ich jedoch kein Fleisch in meinem Burger fand liess ich ihn zurückgehen. Der verdutzte Koch meinte ich hätte doch einen Cheeseburger bestellt, von Fleisch hätte ich nichts gesagt. Nach nochmals einer halben Stunden Wartezeit kam dann endlich der richtige Burger, geniessbar war er jedoch in keinster Weise.

Am Morgen suchten wir dann noch nach funktionierendem Internet (eine Seltenheit in Indien) ehe uns ein Taxi zum Flughafen brachte.

Fazit: Indien ist mit Abstand das mühsamste Land in dem ich je war. Nichts funktioniert so wie es sollte, an jeder Ecke stinkt es nach menschlichen Fäkalien, man erstickt im Müll und als Tourist zahlt man überall das x-fache von dem was es wirklich kosten sollte. Das hochgelobte indische Bahnnetz ist unter aller Sau und von den Strassen wollen wir erst gar nicht reden.

Es braucht echt viel dass ich mich in einem meiner Berichte so negativ über ein Land und seine Bewohner äussere, doch ausser dem Essen und ein paar schöner Bauwerke gab es nun in Indien rein gar nichts dass man hätte schönreden könnte.



Ein paar Tage in Malaysia.

18 01 2012

Unser Aufenthalt im Reich von König Bhumipol näherte sich vorerst dem Ende. Mit einem im Gästehaus gebuchten Minivan (700 THB) fuhren wir erst nach Hat Yai, wo wir in einen weiteren Kleinbus umsteigen mussten. Ziel der Reise war Penang in Malaysia.

Penang ist eine Insel welche von Butterworth aus über die 13.5 Kilometer lange Penang Bridge erreichbar ist. Momentan wird an einer zweiten, rund 20 Kilometer langen Brücke gebaut. Wir checkten in einem chinesischen Gästehaus für 45 Malaysische Ringgit pro Nacht ein (1 Schweizer Franken = ca. 3.3 MR). Sauber war es, doch die Hitze in der Nacht konnte einen in den Wahnsinn treiben.

Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Stadtbus zum Penang Hill, einem von einer Standseilbahn bedienten Hügel welcher eine herrliche Aussicht über die Insel bietet. Die Standseilbahn aus schweizerischer Produktion wurde erst vor kurzem komplett erneuert, doch leider hat sich auch der Preis verdreifacht (30 RM, return). Das Geld lohnt sich aber auf jeden Fall.

Den Abend verbachten wir an der eher dürftigen Promenade welche entlang der UNESCO-Weltkulturerbe von George Town führt. Dieses ehemalige britische Kolonie verzückt durch teils wunderschöne weisse Gebäude und dem alten Commonwallis Fort. Auch Badestrände hätte Penang zu bieten, doch dafür fehlte uns leider die Zeit.

Penang wird von vielen Travellern nur im Rahmen des sogenannten Visa Run angesteuert. Man reist eine oder zwei Nächte aus um bei der Wiedereinreise ein neues Thailand-Visum zu erhalten. Manche lassen sich in Penang auch gleich ein kostenpflichtiges Touristenvisum ausstellen, andere sind in Thailand hängengeblieben und müssen bei der Ausreise empfindliche Strafen bezahlen (pro Tag 500 THB).

Mit dem Busunternehmen Yakin Express ging es für 35 RM weiter nach Kuala Lumpur. Auch hier blieben wir 2 Nächte. Wir bestaunten noch einmal die eindrücklichen Petronas Towers, die höchsten Zwillingstürme der Welt und besuchten den 1888 ins Leben gerufene Central Market. Am späteren Nachmittag fuhren wir mit der neuen Stadtbahnlinie vom Hauptbahnhof zu den Batu Caves (3 MR, return).

Die Batu Caves sind eindrückliche Höhlen vor den Toren der Stadt, welche mehrere Hindhu-Tempel beherbergen. Auch jegliche Souvenirstände und eine Horde von Affen findet man hier. Der Eingang zu den Höhlen ist nur über eine 272 Stufen lange, ziemlich steile Treppe zu erreichen und wird von einer riesigen Statue bewacht. Eintritt kosten die Höhlen nicht.

Am nächsten Morgen verliessen wir die sympathische Central Lodge in den frühen Morgenstunden. Der Besitzer war extra aufgestanden um uns Frühstück zu machen. Mit dem im Voraus gebuchten Sky Bus (9 RM pro Weg, billiger wenn man mit dem Flug bucht) fuhren wir innert rund 50 Minuten zum Billigterminal des internationalen Flughafens. Dieses liegt rund 20 Kilometer vom normalen Terminal entfernt neben der Formel 1-Strecke von Sepang.

Nun war wieder einmal ein Flug mit der besten Low Cost-Airline der Welt an der Reihe. Air Asia, die Airline mit dem hübschesten Kabinenpersonal brachte uns innert etwa 5 ½ Stunden nach Neu-Delhi. Dies für gerade mal 115 Schweizer Franken.

Schon jetzt können wir sagen dass wir beim letzten Mal eine komplett falschen Eindruck von Malaysia bekommen hatten. Inzwischen fängt uns das Land sogar an zu gefallen.