Cusco, Arequipa und weiter nach Bolivien.

10 03 2013

Der Flug nach Cusco war angenehm und die beiden Städte boten von der Luft aus ein interessantes Bild. Leider erschien der Taxifahrer den ich beim Hostel bestellt hatte nicht, doch dadurch sparte ich am Ende gar etwas Geld (10 PEN kostete die Fahrt ins Zentrum). Das Pariwana Hostel war sicher eines der besten Hostels am Platz, doch irgendwie kann ich mich mit diesen Riesenhostels nicht anfreunden. Viele Leute verlassen das Hostel kaum weil sie darin alles finden was sie brauchen, nur zu viel teureren Preisen.

Ein Gang zu einer der zahlreichen Reiseagenturen bestätigte was ich zuvor bereits befürchtet hatte: Aufgrund einer Spielverschiebung reicht die Zeit in Cusco nicht aus DAS Touristenhighlight Südamerikas, Machu Picchu zu besuchen. Unter ziemlichem Stress wäre es theoretisch möglich gewesen, doch nun habe ich einen triftigen Grund Peru noch einmal zu besuchen.

Da Cusco massiv höher liegt als noch Lima ist auch das Klima deutlich kühler. Nachts wird es sogar richtig kalt. Auch mit der dünnen Luft hatte ich etwas Mühe weshalb ich ausser ein paar Spaziergängen ins Zentrum kaum was unternehmen konnte. Zweifelsohne bietet Cusco viele sehenswerte Plätze und Gebäude, doch mir hat es in Lima deutlich besser gefallen. Nicht zuletzt dürfte dies an der dortigen Begleitung gelegen haben.

Nach knappp 2 Tagen verliess ich ich Cusco mit dem Nachtbus von Cruz del Sur, der mit Abstand besten Busgesellschaft mit der ich in Südamerika bisher gefahren bin. Mit einem Lächeln teilte mir die Schalterdame mit das der Fahrpreis aus unerklärlichen Gründen heute sogar nur 85 statt 100 PEN betragen würde. Dazu hatte ich fast das ganze Oberdeck (Semi Cama) für mich alleine und einen Panoramaplatz in der Frontreihe. Ein Abendessen war auch inklusive und einen Film auf englisch gab es auch.

Pünktlich gegen 6:30 Uhr am Morgen erreichten wir Arequipa, die Hauptstadt des Südens. Das Wetter war schon wieder etwas wärmer und die Sonne strahlte schon am frühen Morgen. Ich checkte in hübsche Arequipay Backpackers ein (21 PEN die Nacht im 6er-Zimmer) und verliess das Hostel auch gleich wieder. Ziel war das nur etwa einen Kilometer entfernte Estadio Mariano Melgar. Hier sollte um 11:30 Uhr der örtliche Verein BFC Melgar auf Alianza Lima aus der Hauptstadt treffen. Eines der Highlights im peruanischen Fussballkalender. Da ich mit einem ausverkauften Haus rechnen musste stand ich bereits 3 Stunden vor Spielbeginn am Stadion. Keine schlechte Idee. Ausverkauft war das Stadion am Ende zwar nicht ganz, doch rund eine Stunde später standen die Menschen Schlange um ein Ticket zu ergattern.

Fussball, Peru, Torneo Descentralizado, neuer Ground und Länderpunkt
24.02.13 FBC Melgar – Alianza Lima
0:2 (0:0), ca. 14’915 Zuschauer, Estadio Mariano Melgar, Arequipa

Ich gönnte mir erst ein spottbilliges Frühstück und nahm dann auf der Haupttribüne (40 PEN) Platz. Am Eingang musste ich meinen Gürtel abgeben, ist wohl neuerdings in Südamerika üblich. Das Stadion war gut gefüllt, doch die Stimmung hielt sich in Grenzen, was auch an den an verschiedenen Orten verteilten Fangruppen von Melgar lag. Am Ende gewannen die Gäste 2:0 und das Schiritrio musste vor den aufgebrachten Fans und Spielern der Gastgeber flüchten. Sicher hatten sie nicht ihren besten Tag, Schuld an der Niederlage waren sie aber nicht.

Für den Montag hatte ich zusammen mit zwei Mädels aus der Slowakei und England eine 2-Tagestour in das Colca-Tal gebucht. Der Colca Canyon ist angeblich der tiefste Canyon der Welt und ein Naturschauspiel der Extraklasse. Nach dem Frühstück gong es los: Unser Tourbus brachte uns nach ein paar Foto- und Souvenirstopps nach Chivay, dem grössten Städtchen des Colca-Tales. Hier gab es ein reichhaltiges, peruanisches Buffet ehe wir unser Hotel bezogen. Der erste Tag war eher unspektakulär und das Wetter wollte auch nicht so recht. Da kamen die heissen Quellen in Chivay gerade gelegen. 38° heisses Wasser, Regen der einem auf den Kopf prasselt und ein Bier in der Hand, was will man mehr?

Am Abend speisten wir in einer sogenannten Peña, einem Lokal das zum Essen eine Folkloreshow bietet. Das total überteuerte Essen schmeckte überhaupt nicht, doch die Show war ganz unterhaltsam. Am Ende musste jeder von uns seine Tanzkünste zum Besten geben, wobei in Peru gewisse Tänze eher an Sado Maso-Praktiken erinnern.

Am nächsten Tag fuhren wir endlich zum Canyon. Es verschlägt einem Fast die Sprache wenn man oben am Canyon steht und mehrere Kilometer in die Tiefe blickt. Vom höchsten Gipfel zum tiefsten Punkt beträgt der Höhenunterschied rund 5’000 Meter! Nach einem kurzen Fussmarsch erreichten wir das „Kreuz des Kondors“, ein Aussichtspunkt von dem man den König der Lüfte bei seinen Rundflügen beobachten kann. Ich hatte Glück und sah den Riesenvogel mit einer Flügelspannnweite von bis zu 3 Metern gerade noch aus nächster Nähe. Doch die Schreie der Touristen verjagten ihn und von da an wurde kein Kondor mehr gesichtet.

Zurück im Hostel in Arequipa duschte ich und packte meine Sachen. Da ich mich mit dem kalten und trüben Wetter im Süden einfach nichts anfangen konnte und die Reisebekanntschaften bisher auch nicht wirklich das Gelbe vom Ei waren beschloss ich einen radikalen Schnitt zu machen: Statt in Ruhe mit ein paar Stopps am Titikaka-See nach La Paz zu fahren buchte ich einen Returnflug nach Bogotá . Diesen gab es zum Schnäppchenpreis von 300 USD mit Avianca und TACA. Ausschlaggebend war am Ende nicht dass Bogotá eine Stadt ist die man unbedingt gesehen haben muss, sondern dass Cristhina, eine Freundin die dort wohnt mich eingeladen hatte ein paar Tage bei ihr zu wohnen. Ihre Universität ist zurzeit wegen eines Streiks geschlossen und daher hat sie genügend Zeit mir die Stadt zu zeigen.

Erst musste ich aber nach La Paz gelangen, denn von dort ging mein Flug. Noch am selben Abend fuhr ich mit dem Taxi zur Busstation, nahm einen der halbstündlichen „Julsa“-Busse nach Puno (20 PEN) und fuhr von da mit dem Minivan (10 PEN) weiter zur bolivianischen Grenze bei Desaguadero. Hier musste ich erst einmal eine gute Stunde warten bis die Grenze öffnete, doch dann war alles schnell erledigt. In Bolivien angekommen warteten bereits Sammeltaxis die einen für 30 Bolivianos in gut einer Stunde nach La Paz brachten. Zwischendurch wurden wir bei mehreren Militärkontrollposten angehalten. Die Dame im Kofferraum wurde dabei immer mit einer Wolldecke zugedeckt um wie ein Gepäckstück auszusehen.

Bereits um 10:00 Uhr und somit viel früher als erwartet erreichte ich La Paz. Die „Stadt des Friedens“ bietet vor allem bei der Anfahrt ein atemberaubendes Bild, da sie sich in einem Vulkankrater ausbreitet. Der Atem bleibt einem aber auch wegen der dünnen Luft weg, denn La Paz liegt auf einer Höhe von 3’650 Metern über Meer und ist somit die höchstgelegene Grossstadt der Welt.

Ich checkte im hübschen und sympathischen „Arthy’s Guesthouse“ ein (Einzelzimmer 70 Bolivianos) und legte mich erst einmal schlafen. Allzuviel mutete ich mir an dem Tag nicht mehr zu und so weckte mich der Nachtwächter pünktlich um 2:00 Uhr in der Früh und bestellte mir ein Taxi. Für 60 BOL ging es nach El Alto. El Alto liegt oberhalb von La Paz auf dem Altiplano, auf über 4’000 Metern Höhe. Der Temperaturunterschied beträgt fast 10°C. El Alto war lange ein Stadtteil von La Paz, dürfte aufgrund der massiven Zuwanderung in 2-3 Jahren jedoch mehr Einwohner haben, da La Paz sich aufgrund der Lage nicht weiter ausbreiten kann. Wenn man nicht gerade zum Flughafen muss hat man als Tourist in El Alto nichts verloren.

Der Flughafen El Alto ist für eine Grossstadt eher winzig. Nur eine handvoll internationaler Flüge starten hier. Grund ist dass die Flugzeuge aufgrund der Höhe fast 5 Kilometer Anlauf für den Start benötigen. Daher brauchen die Piloten eine Spezialausbildung. Bevor es aber losging musste ich noch die 174 BOL oder 25 USD Flughafentaxe berappen.



Von Lima nach Cusco.

25 02 2013

Der erste ganze Tag in Lima begann erfreulich: Ich erhielt eine Nachricht von Marlene (meiner Ex-Freundin) und keine 2 Stunden später (mit ihrer üblichen Latina-Verspätung) trafen wir uns am Parque Kennedy in Miraflores. Sie wohnt inzwischen wieder hier in ihrer Heimat, dem Stadtteil Chorrillos.

Als erstes besuchten wir das in die Steilhänge gebaute Shoppincenter „Larcomar“ ehe es nach Barranco ging, dem Stadtteil zwischen Miraflores und Chorrillos. Marlene schwärmte mir immer vor wie gut Ceviche in Lima schmecken würde. Da ich den in Limettensaft eingelegten, rohen Fisch überhaupt noch nie probiert hatte suchten wir ein schön gelegenes Restaurant und bestellten eine Platte für zwei, auf der neben Ceviche auch frittierter Fisch und Süsskartoffeln angerichtet waren. Dazu gab es einen Pisco Sour (DER peruanische Drink) aufs Haus und eine Karaffe voller Chicha Morada, einer Art Limonade aus einer violetten Maissorte. Der Fisch schmeckte vorzüglich, doch die Portion war wohl eher für 4 Personen gedacht. Alles zusammen kostete gerade mal 50 Soles.

Nach einer kurzen Führung durch Barranco verabschiedeten wir uns und machten einen Zeitpunkt für den nächsten Tag aus. Dieses Mal war Marlene fast pünktlich und wir gönnten uns erst einen leckeren Maracuja Cheesecake, ehe wir im Bus nach Chorrillos fuhren. Eine Busfahrt kostet in der Stadt zwischen 1 und 2 Soles. Chorrillos ist nicht mehr ganz so sauber wie die Touristenviertel und der gut besuchte Strand wird auch von vielen ärmeren Leuten frequentiert. Die vielen Sonnenschirme erinnern ein Bisschen an Rimini.

Wir liessen unsere Wertsachen in einem Beutel und konnten diesen für 3 Soles abgeben. Und schon stürzten wir uns in den eiskalten Pazifischen Ozean. Auch ein paar Fotos vor dem Hollywood-ähnlichen Schriftzug durften natürlich nicht fehlen. Trotz Sonnenschutz leuchten vor allem meine Ohren nun auch im Dunkeln.

Da Marlene noch arbeiten musste fuhr ich nach dem Schwimmen alleine mit einem Sammeltaxi (4 Soles) ins Zentrum von Lima. Ich spazierte ein wenig über die Plaza Mayor und bestaunte die vielen schönen Gebäude und Kirchen. Mit dem Metropolitano, einem Bus auf einem eigenen Trassee ging es zurück nach Miraflores wo der Abend im Hostel mit Leuten aud Kanada, Australien, England und der Schweiz ein Ende fand. Eigentlich wollte ich mich abends nochmals mit Marlene treffen und den „Parque des Aguas“ besuchen, doch aufgrund der vielen Arbeit wurde leider nichts mehr daraus.

Am Donnerstag hiess es Abschied nehmen von der freundlichen Crew im Hostel und ein ziemlich schäbiges Taxi brachte mich für 35 Soles zum Flughafen. Nun warte ich auf Flug LA2039 mit LAN nach Cusco. Den ansonsten relativ teuren Flug gab es zusammen mit ein paar wenigen British Airways-Meilen für gerade mal 9 CHF.



Ankunft in Peru: Die ersten Eindrücke.

19 02 2013

Endlich war es wieder soweit. Nachdem ich aus beziehungstechnischen Gründen fast 1 Jahr lang zwischen der Schweiz und den USA gependelt bin stand nun endlich wieder eine richtige Rucksackreise an. Zwar führte mich auch diese zuerst wieder ins Land der unbegrenzten Paranoia, doch der Grund war ein erfreulicher: Da mein Flug nach New York City im letzten September gestrichen wurde und ich Cleveland somit rund 30 Stunden zu spät erreichte musste mir American Airlines eine saftige Entschädigung zahlen. Nach mehrmaligem insistieren wollten sie die 600 Euro zwar immer noch nicht herausrücken, boten mir aber einen Gutschein über 1’200 USD an. Da überlegt man nicht lange.

Nun war der neue Rucksack also gepackt und mit 9.7 Kilogramm wurde wieder ein neuer Gewichtsminusrekord aufgestellt. Pflichtbewusst stand am Sonntag kurz vor 7:00 Uhr mein Vater vor der Türe und chauffierte mich zum Flughafen Zürich-Kloten. Der gegenseitige, familieninterne Flughafenshuttle ist so eine Art Gentlemen Agreement.

Pünktlich hob der ausnahmsweise spärlich gefüllte Vogel im silbernen Outfit ab und der Platz neben mir blieb glücklicherweise frei. Gesprächspartner für die nächsten fast 9 Stunden war der Zürcher Ronald vor mir, der mit seinen schätzungsweise 75 Jahren auf die Bahamas reiste, wo er vor über 40 Jahren gearbeitet hatte und seither nicht mehr war. Die Landung war wegen der starken Winde sicher kein Zuckerschlecken für den Piloten und für einmal war das dämliche Klatschen der anderen Passagiere einigermassen angebracht.

Die Immigration am Flughafen JFK konnte dieses Mal erstaunlich schnell passiert werden, die dummen Fragen hatte die Lady am Check-In ja schon gestellt. Leider ging mein Weiterflug nach Miami nicht von hier sondern vom Flughafen La Guardia. Der Transfer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist eigentlich ganz einfach und kostet mit der Kombi-Metro Card 7.25 USD: Erst geht es mit dem Skytrain zur Station Sutphin Boulevard, dann mit der Subway (Linie E) weiter bis Jackson Heights, hier wechselt man kostenlos (Metro Card behalten!) auf den Q33 oder Q47-Bus der direkt vor das gewünschte Terminal fährt. Das Ganze Prozedre dauert knapp 1 1/2 Stunden und ist deutlich günstiger als ein Taxi für etwa 80 USD.

Gegen 21:00 Uhr war ich bereits in Miami. Das Highlight des Fluges war ganz klar der redselige Flight Attendant, der keine Durchsage ohne einen Scherz machte. Ist doch viel lustiger als die Standardansagen vom Band. Kostprobe gefällig? „Setzen Sie zuerst Ihre eigene Sauerstoffmaske auf und kümmern Sie sich dann um Ihre Kinder. Fangen Sie bei dem an das Arzt werden will und kümmern Sie sich zuletzt um jenes das Politiker werden will…“ Kurz vor Mitternacht war schliesslich der dritte und vorerst letzte Flug an der Reihe. Endlich ging es nach Südamerika.

Die Einreise in Lima klappte problemlos. Gleich nach dem Zoll steht ein Stand von „Taxi Green“. Der Chauffeur fuhr mich ohne Probleme ins Hostel und erzählte mir einiges über Lima und Peru. Als ich beim Zahlen den eben aus der Wand gezogenen Hunderter zog (60 Nuevo Sol waren ausgemacht, 1 CHF = ca. 2.80 PEN) hiess es natürlich gleich wieder dass er kein Wechselgeld hätte und nun eben den Hunderter nehmen müsse. Pech gehabt, eine Fünfziger hatte ich auch noch.

Trotz der frühen Ankunft konnte ich bald im Family House Backpackers einchecken (3 Nächte im Dorm 27 USD). Nachdem etwas Schlaf nachgeholt wurde erkundigte ich den Stadtteil Miraflores, der bei der Ankunft noch recht verschlafen aussah. Zuerst fiel mir auf dass es hier sauberer als in der Schweiz ist, die Parks sind alle mit kostenlosem WiFi ausgerüstet und die Preise leicht höher als erwartet sind.

Miraflores ist vor allem für seine Kiesstrände bekannt, welche unterhalb der imposanten Steilklippen liegen. Hier sieht man tagsüber Surfer und Badende, aber auch Paraglider die sich von den Klippen stürzen.

Da am Montagabend auch in Peru nichts läuft verbrachte ich den Abend mit dem Hostelbesitzer und ein paar Gästen und redete über was man halt so redet wenn man auf Reisen ist.