Mit dem Ghan ins rote Zentrum Australiens.

19 12 2011

Von Adelaide brachte uns die Eisenbahn ins Outback, genauer der Afghanistan Express, besser bekannt als „The Ghan“. Die weltberühmte Bahnstrecke durchquert Australien innerhalb von 2 Tagen von Adelaide nach Darwin. Wir fuhren nur bis Alice Springs, wofür wir rund 170 AUD pro Person zahlen mussten. Diesen Spezialpreis gab es allerding nur dank Onlinerabatt und der YHA-Karte.

Wir verbrachten die rund 25 Stunden in der billigsten Kategorie namens Red Seat. Doch auch hier hat man ordentlich Beinfreiheit und kann die Sitze gar zum Fenster drehen. Man darf sein eigenes Essen mitbringen oder kann sich im Speisewagen zu noch knapp akzeptablen Preisen verköstigen. Für 10 AUD erhält man Zutritt zur Lounge und selbst Duschen gibt es in jedem Wagen.

Die Landschaft war zwar zeitweise recht spektakulär, mit der Zeit jedoch ziemlich eintönig. Da der Zug oft stundenlang hielt oder für die Touristen extra langsam fuhr wäre es möglich gewesen und hätte gereicht die Strecke in der Hälfte der Zeit zu zurückzulegen.

Alice Springs ist die einzige richtige Stadt im Outback und hat ungefähr 27’00 Einwohner. Viele davon gehören zu den Aboriginal People, den Ureinwohnern Australiens. Leider sind diese trotz ihrer schönen Handwerkskunst eher abschreckend für die Touristen, denn die meisten sind alkoholabhängig oder schnüffeln Klebstoff. Dazu kommt dass bei ihnen offenbar nur alle paar Monate Waschtag ist, denn (fast) alle stinken so grauenhaft dass man es kaum im gleichen Raum mit ihnen aushält.

Im empfehlenswerten Alice Lodge Backpackers hatten wir erst einmal für 2 Nächte ein Doppelzimmer gebucht. Diese befand sich in einem alten Wohnwagen, doch wir blieben gerade mal eine Stunde. Nachdem wir dem freundlichen Besitzer mitteilten dass wir gerne verlängern sowie eine Tour bei ihm buchen möchten bekamen wir direkt ein kostenloses Upgrade in ein Motel welches ihm ebenfalls gehört. Nun hatten wir also für Tage ein tolles Zimmer, besseres Frühstück, schnelleres Internet und vor allem einen schöneren Pool.

Nachdem wir uns bereits am Donnerstagmorgen früh aus den Federn quälten um das Champions League-Spiel zwischen Basel und ManU anzuschauen mussten wir am Freitag erneut um 5:45 vor der Türe stehen. Und da kam auch schon der Bus von Emu Run Tours um die Ecke. Bei Emu Run Tours hatten wir eine 3-tägige Tour ins Red Centre für 350 AUD gebucht. Leute, jetzt hört mal auf mich: Wenn Ihr in Alice seid, bucht diese Tour. Alle anderen Anbieter sind teurer, verlangen versteckte Kosten oder bieten einfach nicht so viel wie Emu Run Tours. Selber fahren macht sowieso nur Sinn wenn man einen Camper hat.

Wir waren auf jeden Fall vollends zufrieden. Unser Guide Jason, ein etwas rundlicher Herr mit Quäkstimme wusste es zu unterhalten, konnte aber auch mit enormem Wissen über das rote Zentrum und die Geschichte der Aboriginal People auftrumpfen. Zudem verwöhnte er uns mit leckerem und gesundem Essen (inklusive Känguruhfleisch und Kamelburger) und vergass auch nicht uns während den langen Fahrten immer wieder mit Süssigkeiten zu versorgen.

Die Tour führte uns über eine Kamelfarm und dem Roadhouse Erldunda zum Ayers Rock Resort, von wo aus wir erst eine Rundfahrt um den berühmten roten Monolithen, den Uluru machten. Danach folgte ein je nach Fitnesslevel 1-9 Kilometer langer Marsch bei sengender Hitze entlang des Felsens, ehe wir beim Sonnenuntergang ein paar Gläser Sekt und einen üppigen Apéro genossen.

Die Nacht in den Swags (Outbackschlafsäcke mit Matratze und Kissen) war leider nicht allzu bequem, was vor allem an den lästigen Insekten lag. Nach der frühen Tagwache und dem leckeren Frühstück staunten wir über den Sonnenaufgang im Kata Tjuta Nationalpark (mit dem Uluru im Hintergrund), worauf eine mehrstündige Wanderung im Valley of the Winds an der Reihe war. In diesem wunderschönen Tal wähnt man sich in einem Land vor unserer Zeit. Der Wanderweg wird zu dieser Jahreszeit wegen extremsten Temperaturen ab 11:00 gesperrt.

Auch am dritten Morgen mussten wir zu menschenunwürdiger Zeit aufstehen um die vierstündige Wanderung im Kings Canyon noch in den Morgenstunden zu absolvieren. Auch hier bot sich uns wieder ein sagenhaftes Panorama.

Nach unserer Rückkehr ins Alice Motor Inn wurden noch die letzten Kleinigkeiten erledigt und nun sitzen wir bereits wieder in einer Qantas-Maschine. Das Ziel lautet Sydney und der Flug dauert fast 3 Stunden. Sydney kennen wir zwar bereits vom letzten Mal, doch da wir dort ohnehin umsteigen müssen gönnen wir uns noch 2 Tage in der schönen Stadt ehe es wieder nach Asien geht.



Von Melbourne über die Great Ocean Road nach Adelaide.

14 12 2011

Bereits zum zweiten Mal (nach 2008) ist ein Etappenziel unserer Reise Australien. Während vor 3 Jahren noch der tropische Norden und die überlaufene Ostküste bereist wurden konzentrierten wir uns dieses Mal eher auf den kulturreichen Süden und das menschenleere Outback.

Qantas brachte uns sicher nach Melbourne, der Sporthauptstadt des Landes. Die Bauwerke im Zentrum erinnern eher an das traditionelle Grossbritannien als an das raue Australien. Zu sehr sind die die viktorianischen Einflüsse der britischen Siedler noch zu sehen.

Wir nisteten uns für 5 Tage im ziemlich versifften Flinders Station Backpackers ein, einem Hostelkomplex welcher allerdings was die Lage angeht kaum zu toppen ist. Die Zeit in Melbourne wurde vor allem mit dem Besichtigen verschiedener Sportstätten totgeschlagen. Dazu gehörte auch der riesige Melbourne Cricket Ground, wo wir unsere erste Erfahrung mit dieser überaus komplexen, aber in Down Under sehr beliebten Sportart hatten. Zu jeder Tag- und Nachtzeit findet man irgendeinen Fernsehsender der eines dieser bis zu fünf Tage dauernden Spiele überträgt. Bei unserer Partie handelte es sich leider nur um ein simples Testspiel, daher zahlten auch nur etwa 700 Schaulustige die 10 AUD Eintritt.

Gleich neben dem MCG befindet sich das AAMI Stadium, welches in seiner Bauweise einzigartig ist und als Heimat des jüngsten Teams der australischen Profifussballiga auserkoren wurde. Da sich David sehr für Tennis interessiert durfte natürlich auch ein Besuch der Tennisanlage nicht fehlen. Hier werden jährlich im Januar die Australian Open ausgetragen.

Fussball, Australien, W-League, neuer Ground
19.11.11 Melbourne Victory FC – Adelaide United FC
4:0 (2:0), 556 Zuschauer, David Barro Stadium, Bulleen

Fussball, Australien, A-League, neuer Ground
20.11.11 Melbourne Victory FC – Perth Glory FC
2:2 (0:0), 18’404 Zuschauer, Etihad Stadium, Melbourne

Unsere Pflichtfussballspiele genossen wir im verregneten Bulleen (Frauenprofiliga) in einem eher unspektakulären Ground, sowie im grossen ETIHAD Stadium. In dieser riesigen Arena werden normalerweise Spiele der Sportart Aussie Rules Football ausgetragen, einer Art Rugby welche aber nur hier gespielt wird. Das Dach war bei unserem Spiel gegen Perth Glory FC geschlossen und rund 18‘000 Zuschauer waren anwesend. Die Fanszene von Melbourne Victory FC (der ältere Verein der Stadt) kann sich durchaus sehen lassen. Die Leistung der Mannschaft an diesem Tag nicht wirklich.

Mit unserem Zimmergenossen Tobi aus Deutschland (wie übrigens fast alle Touristen in Australien) führte uns die Reise mit dem Mietwagen nach Torquay. Torquay ist ein bekannter Surfspot und Hauptsitz diverser Surfermarken, vor allem aber der Anfang der Great Ocean Road, einer der spektakulärsten Küstenstrassen der Welt. Mit weiteren Übernachtungsstopps in Apollo Bay und Mount Gambier liessen wir uns 4 Tage Zeit für die rund 1‘000 Kilometer, davon rund 230 entlang der Küste. Die Highlights sind zweifelsohne die 12 Apostel, riesige Sandsteinfelsen welche majestätisch in der Brandung stehen. 12 sind es aber seit einigen Jahren nicht mehr, da die Witterung ein paar davon zum Einsturz gebracht hat. Auch die London Bridge besteht inzwischen nur noch aus einem Bogen. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die Naturdenkmäler ganz im Ozean verschwunden sind.

Auch unsere erste Begegnung mit einem Koala fand zwischen Mount Gambier und Adelaide statt. Nachdem wir einen der faulen Eukalyptusfresser tot am Strassenrand liegen sahen parkierten wir unseren kleinen Toyota und machten uns auf in den Busch. David’s Fehler war es nach einer Viertelstunde umzudrehen, denn nur Minuten später erblickten wir erst ein scheues Känguruh und dann den genüsslich das vorsichhinkauende Beuteltier. Mit verschlafenem Blick sah er uns an und dachte sich wohl „Was wollen denn die Deppen da unten von mir?“

Endstation unsere Mietwagentour (4 Tage rund 450 AUD inkl. Benzin) war Adelaide. Die schöne Stadt mit Botanischem Garten, Zoo und den einzigen grossen Pandas in der südlichen Hemisphäre wurde für 10 Tage unser neues Zuhause. Auch sonst hat die Stadt überraschend viel zu bieten, wie zum Beispiel kostenlose Fahrräder um die nahen Strände auf einem gut ausgebauten Radwegnetz zu besuchen oder ein Aquatic Centre wo es Schwimmbad, Spa , Dampfbad und Sauna für gerade mal 7.50 AUD gibt. Obwohl (oder gerade weil) die Australier was Übergewicht angeht auf Platz 2 der Weltrangliste stehen werden gesunde Dinge wie eben öffentliche Fitnesseinrichtungen und gesundes Essen von der Regierung subventioniert. Auf kleine Sünden wie Alkohol, Tabak und auch Schokolade werden massive Steuern erhoben.

Einquartiert waren wir in Adelaide im Backpackers Annie’s Place, welches ich aufgrund von Bettwanzen in den letzten 2 Tagen nicht empfehlen kann. Kein Wunder, merkten wir doch dass die Bettdecken nicht gewaschen werden wenn ein Gast auscheckt. Die Backpackers in Australien sind (fast) immer sehr schmuddelig, so das man wenn man zu zweit ist ruhig mal in ein nur minim teureres Motel ausweichen darf. Die Backpackers der Youth Hostel Association (Jugendherbergen) sind in der Regel sauber, aber auch etwas teurer. Dafür wird einem zum Frühstück nicht nur weisser Toast und Billigkonfitüre hingestellt.

Nach Ausflügen zum Touristrand Glenelg (mit dem Tram) und dem fast menschenleeren West Beach (mit dem Fahrrad) gönnten wir uns eine Fahrt nach Deutschland. Im rund 30 Kilometer entfernten Hahndorf, einer Deutschen Kolonie welche in knapp einer Stunde günstig mit dem Stadtbus zu erreichen ist stärkten wir uns mit Leberkäs, Sauerkraut, Weisswürsten und Hofbräubier.

Fussball, Australien, A-League, neuer Ground
25.11.11 Adelaide United FC – Newcastle Jets FC
0:0 (0:0), 8’403 Zuschauer, Hindmarsh Stadium, Adelaide

Fussball, Australien, Y-League, neuer Ground
26.11.11 Adelaide United FC – Newcastle Jets FC
0:5 (0:3) ca. 200 Zuschauer, Burton Park, Burton

Auch Fussball war in Adelaide angesagt. Die 3 Mannschaften von Adelaide United FC (Männer, Frauen und Jugend) sind im Moment allesamt am Ende der Tabelle anzutreffen. Auch gegen Newcastle United FC im Hindmarsh Stadium (kostenloses Tram) setzte es eine Niederlage ab. Die Frauen mussten sich gegen Sydney FC im weit ausserhalb gelegen Burton Park geschlagen geben. Die Eintrittspreise in Adelaide sind recht happig. Kostet doch die ermässigte Karte für das A-League-Spiel mit 23 AUD mehr als ein regulärer Eintritt in Melbourne und für das Jugendspiel wollte man auch noch 10 AUD einstecken.