Oh, wie schön ist Panama!

8 09 2011

Ausser dem Kinderbuch von Janosch mit dem oben genannten Titel kannte ich rein gar nichts von Panama. So wurde das letzte Land meiner Mittelamerikareise auch eines der interessantesten.

Meine erste Station nach der Grenze war die zweitgrösste Stadt des Landes, David. Hier nistete ich mich für 2 Nächte im Purple House ein. Der Name war Programm: Im Purple House, welches von der Amerikanerin Andrea geführt wird, ist fast ausnahmslos alles lila. Selbst ihre Hundedame Cute-Si musste dran glauben und bekam zwei lila Schleifen an die Ohren verpasst.

In David verweilte ich eigentlich nur weil der Spielplan mir hier ein Spiel der obersten Liga Panamas versprach. So fand ich mich pünktlich um 20:00 am Samstagabend zusammen mit rund 50 Schaulustigen im örtlichen Stadion ein, wo die Partie zwischen Chiriquí und Chorrillo hätte stattfinden sollen. Dies wurde mir sogar beim kostenlosen Betreten des Stadions noch versichert!Die geringe Zuschauerzahl und die Ambiance eines Spiels der letzten Aargauer Liga an einem Dienstagabend im November überraschte mich auch nicht, doch als die Unparteiischen nach 35 Minuten Spielzeit zum Pausentee pfiffen war mir klar dass es hier um kein Spiel der Liga Panameña de Fútbol handeln konnte. Der Herr am Getränkestand erklärte mir dass das Spiel um einen Tag verschoben wurde. Da ich das Ticket für Nachtbus in die Hauptstadt am selben Abend schon in der Tasche hatte kam es nicht in Frage zu bleiben. Am nächsten Tag sollte dort ja auch noch eine Partie stattfinden.

Das Ticket für den Nachtbus gab es für 18.15 Balboa. Der Balboa ist die offizielle Währung von Panama, existiert in Wirklichkeit jedoch nur auf dem Papier und in Form von Münzen. Man bezahlt hier mit dem US-Dollar, welcher den gleichen Wert hat. Normalerweise kriegt man auch USD-Münzen zurück, manchmal aber auch Balboa-Münzen, welche sich in Grösse und Wert nicht vom Dollar unterscheiden. Eine Ausnahme ist die seltene 50-Centésimos-Münze, welche ich genau einmal bekommen habe.

Im Bus hatte ich das Privileg im oberen Stock auf dem vordersten Sitz Platz nehmen zu dürfen. So bequem ist das allerdings gar nicht. Nachdem ich bei der Einfahrt in Panama einen ersten spektakulären Blick auf den berühmten Kanal erhaschen durfte erreichten wir den riesigen Busbahnhof Albrook.

Da mein Hostel eine hundsmiserable Wegbeschreibung lieferte fand ich es nach einer Busfahrt (0.25 Balboas) und einer erfolglosen Taxiodyssee eher zufällig. Die Villa gefiel mir aber, verfügte sie doch über einen eigenen Pool und klimatisierte Schlafsäle. Letzteres wurde mir dann aber noch zum Verhängnis.

Direkt nach der Ankunft erkundigte ich die Wahnsinnsstadt ein wenig zu Fuss. Ciudad de Panama hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Singapur. Es ist viel sauberer als der Rest des Kontinents, überall ragen Wolkenkratzer in die Höhe und Shopping Malls gibt es an jeder Ecke. Panama-Stadt hat aber auch eine Altstadt zu bieten, doch die fällt leider immer mehr in sich zusammen. Dazu gibt es noch eine „Ur-Altstadt“, von welcher nur die Ruinen übrig sind. Am Nachmittag war dann doch noch Fussball angesagt.

Fussball, Panamá, Liga Panameña de Fútbol, neuer Ground und Länderpunkt
28.08.11 Tauro FC – Chepo FC
3:0 (1:0), ca. 300 Zuschauer, Cancha Luis Ernesto Tapia, Ciudad de Panamá

Da selbst die Spitzenspiele der obersten Spielklasse in Panama nur knapp Zuschauermassen im dreistelligen Bereich anziehen wurde 2009 für die drei Hauptstadtvereine ein kleiner Kunstrasenplatz mit einer Tribüne direkt neben dem Nationalstadion gebaut, der Cancha Luis Ernesto Tapia. 3 Tage zuvor musste Tauro FC in der CONCACAF-Champions League jedoch in der grossen Schüssel antreten.

Das Spiel ist schnell erzählt: 4 Balboas (oder eben USD) Eintritt, ca. 300 Fans und kaum Support. Das interessanteste am Spiel war der Stadionsnack: Huevos de Tortuga, Schildkröteneier. Ich musste natürlich mal probieren, aber ausser der Grösse merkte man kaum einen Unterschied zu den ovalen Dingern des hiesigen Geflügels.

Vom Montag an wurde ich dann plötzlich krank. Schuld war offenbar die Klimaanlage, denn ich war schon der dritte in unserem Schlafsaal. Schwester Anita, eine Schweizerin, pflegte dann auch mich pflichtbewusst, doch so richtig genutzt hatte es bis vor etwa 2 Tagen nichts. Ich war zwar nicht ans Bett gefesselt, hatte aber in den 5 Tagen etwa so viel gegessen wie sonst an einem Tag. Daniel, der Besitzer des Hostels wollte mich schon mit Verdacht auf Dengue-Fieber ins Krankenhaus bringen lassen, doch dafür waren es die falschen Anzeichen. In Panama ist man übrigens als Tourist automatisch 30 Tage krankenversichert. Dazu hat Daniel eine Krankenversicherung für alle Bewohner des Hostels abgeschlossen. Das nenne ich mal Service.

Trotz allem wollte ich mir den Besuch des Panama-Kanals nicht nehmen lassen. Mit 2 Australiern teilte ich mir ein Taxi zu den Miraflores-Schleusen wo man dann für 8 Balboas die Schleusen und ein Museum besichtigen durfte. Wir hatten Glück und erwischten gerade noch das letzte Schiff des Morgens. Ein sehr interessantes Schauspiel wie die Schleusen die riesigen Schiffe ohne Pumpen auf ein anderes Level heben.

Für die Durchfahrt des 1914 eröffneten Kanals zahlt man übrigens eine gewichtsabhängige Gebühr. Der schwerste Frachter zahlt regelmässig gegen eine halbe Million USD pro Durchfahrt. Die geringste Gebühr zahlte ein Amerikanischer Schwimmer, nämlich 36 Cents.

Nach 4 Nächten in Panama-Stadt hiess es (endlich) Abschied nehmen vom Mittelamerika. Eines kann ich mit Sicherheit sagen: So schnell sieht mich dieser Kontinent nicht wieder. Es war zwar nicht alles schlecht, aber wirklich gefallen hat es mir nur an sehr wenigen Orten. Ausserdem verstehe ich nicht wie die Leute hier Tag für Tag den gleichen Mist essen können (und ich rede nicht von der in Armut lebenden Bevölkerung).

Am Freitag wartete also am Flughafen Panama-Tocumen eine Maschine der COPA Airlines Colombia auf mich. Der Flughafen wurde für 1.25 Balboas mit dem Metrobus erreicht. Dies war übrigens der erste Flug meines Lebens der planmässig nicht zu einer auf 5 Minuten gerundeten Zeit, sondern um 11:44 abhob. Südamerika, ich komme!



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