Da ich im Moment etwas schreibfaul bin und den Blog nicht ganz einschlafen lassen möchte beehre ich euch mit ein paar alten Berichten, welche bisher noch nicht aufgeschaltet waren. Hier ein Bericht aus Sri Lanka von vor ziemlich genau 10 Jahren.
„Hey my friend, you wanna Tuk-Tuk?“ Dies war mit Abstand der Satz, den wir während unseres Aufenthalts auf dem Eiland vor der Südspitze Indiens am meisten zu hören bekamen. Aber alles der Reihe nach:
Ungefähr drei Monate zuvor beschlossen Pascal (ein Kollege aus der Innerschweiz) und meine Wenigkeit unsere Ferien in Sri Lanka zu verbringen. Aufgrund der Flugtermine und der beträchtlich niedrigeren Kosten wählten wir als Abflugort den Franz Josef Strauss-Flughafen in der Bayerischen Landeshauptstadt München.
Nach getaner Arbeit machten wir uns am Samstag Morgen im VW Lupo auf in Richtung Freistaat. Selbstverständlich nicht ohne den obligaten Stau in Bregenz erreichten wir am Nachmittag den Münchner Vorort Ottobrunn, wo wir auch gleich von meiner Grossmutter und ihrem Ehegatten empfangen wurden, und auch unser Nachtquartier bezogen.
Es folgte eine kleine Stärkung, nach der wir uns mit der S-Bahn in Richtung Innenstadt bewegten, um das örtliche Nachtleben zu geniessen. Erst wurde dem legendären Hofbräuhaus ein Besuch abgestattet, welches dieses Jahr sein vierhundertjähriges Bestehen feierte. Es wurden unzählige Leute aus aller Herren Länder kennengelernt, und die Stimmung war wie üblich sehr ausgelassen. Nach einem Abstecher in die Leopoldstrasse beendeten wir den Abend (oder besser den frühen Morgen) in der Kultfabrik am Ostbahnhof, dem grössten Party-Areal Europas.
Am Morgen fuhren wir mit erneut mit der S-Bahn zum rund fünfzig Kilometer entfernten Flughafen. Da wir im Voraus nicht wussten mit welcher Airline wir fliegen sollten, war die Überraschung um so grösser dass es sich dabei um die Qatar Airways handelte, eine von nur vier 5-Sterne Airlines weltweit. Ausserdem wurde diese Fluggesellschaft in den letzten vier Jahren für den besten Kabinenservice ausgezeichnet. In der Tat widerfuhr uns ein Flugvergnügen ungeahnten Ausmasses, zumal wir unsere Plätze am Notausgang einnehmen durften, was gleichbedeutend mit etwa eineinhalb Meter Beinfreiheit war.
Der Flughafen Bandaranaike liegt etwa 35 Kilometer nördlich der Landeshauptstadt Colombo, auf dem Gebiet der Gemeinde Katunayake. Bei der Landung fiel uns zuerst ein freundliches „Begrüssungsschild“ auf, welches darauf hinwies, das Drogenbesitz in Sri Lanka mit dem Tode bestraft wird.
Die Zollkontrolle verlief jedoch reibungslos, obwohl das Ausfüllen des Visumantrags doch ganz schön nervte. Vor dem Flughafen wurden wir auch gleich von unserem Reiseleiter erwartet, welcher uns einen klimatisierten Transport in die Kleinstadt Kalutara, etwa 35 Kilometer südlich von Colombo organisierte. Nach etwa zwei Stunden auf holprigen Hauptstrassen erreichten diese schliesslich. Hier befand sich unser Hotel, welches sich mit 5 Sternen schmücken durfte. In der Tat versprach der Reiseanbieter nicht zuviel.
Die Zimmer mit Meersicht waren sehr geräumig und mit allem möglichen Luxus versehen. Auch der Empfang war sehr herzlich und die Anlage liebevoll gepflegt. Die Roomboys erhielten als Begrüssung erstmal ein saftiges Trinkgeld, welches uns im Verlaufe des Urlaubs zusätzliche, fast übertriebene Aufmerksamkeit bescherte.
Gleich am ersten Tag lernten wir Danushka kennen, ein sogenannter Beachboy, der uns viel Interessantes zeigte, und uns auch im späteren Verlauf der Reise des öfteren eine grosse Hilfe war.
Die ersten Tage verliefen wie geplant sehr relaxed. Man genoss das Leben am Pool (das Meer war zu dieser Jahreszeit zu aufgewühlt zum Baden) und sättigte sich an den unglaublichen Buffets, welche mit allen erdenklichen Köstlichkeiten aufwarteten. Besonders die einheimische, scharfe Küche genoss ich sehr. Als abstossend konnte allerdings das Essverhalten der Russischen und Englischen Hotelgäste bezeichnet werden, denn diese liessen jeglichen Respekt gegenüber Essen und Kultur des Landes vermissen.
In der ersten Woche lud uns Danushka an eine Familienfeier im kleinen Barackendorf vor den Toren des Hotels ein. Die Musik schallte schon von weit her durch die Gassen, und die Gäste schienen sich zu freuen ausnahmsweise Fremde am Tisch begrüssen zu dürfen. Anscheinend verlaufen sich sonst kaum Touristen in diese etwas düstere Gegend. Wir genossen die Sri Lankische Gastfreundschaft jedoch in vollen Zügen und waren begehrte Gesprächspartner der gut Englisch- und oft sogar Deutsch sprechenden Dorfbewohner.
Am Mittwoch und Donnerstag wurde die Kleinstadt Kalutara erkundet, welche rund 38’000 Einwohner zählt. Neben den Tempeln, Märkten und sonstige interessanten Orten wurde auch die örtliche Stadionlandschaft begutachtet. Von Stadien kann hier allerdings keine Rede sein. Die zwei Fussballplätze besitzen weder Markierungen noch Zäune, und werden von den spielenden Kindern mit Kühen und Ziegen geteilt. Die Fragen nach einem Spielplan der obersten Spielklasse des Landes schien erst ein Ding der Unmöglichkeit. Schliesslich hatten die Einheimischen nur einen Sport im Kopf: Cricket. Dessen Regeln sind für uns etwa so unverständlich wie für die Sri Lanker die Fussballregeln.
Am Sonntag war es dann endlich soweit. Nach verschieden Aussagen Einheimischer sollte am Sonntag irgendwann zwischen 15:00 und 17:00 ein Spiel der Premier League statfinden. Zum Schmunzeln brachte uns der die Antwort von Danushka auf die Frage, wie denn das Stadion heissen würde in dem gespielt werde. „Der Name von dem Stadion ist „Stadium“ meinte er ganz überzeugt.
Gegen Mittag machten wir, das heisst Danushka, sein kleiner Bruder, Pascal und ich, uns auf den Weg in die Hauptstadt. Als Fortbewegungsmittel wählten wir den Zug, welcher für 90 Minuten Fahrzeit mit umgerechnet lediglich 25 Rappen zu Buche schlug. Selbstverständlich übernahmen wir auch die gesamten Reisekosten für unsere Begleiter.
Fussball, Sri Lanka, Premier League, neuer Ground und Länderpunkt
23.09.07 Colombo Air Force – Negombo Jupiters
1:1, (1:0), ca. 200 Zuschauer, Sugathadasa Stadium, Colombo
In Colombo angekommen fuhren wir mit einer der abertausenden Autorikschas, genannt Tuk-Tuk (wohlgemerkt zu fünft mit dem Fahrer!) zum Sugathadasa-Stadium, einem Mehrzweckstadion, in dem die meisten Spiele der Premier League ausgetragen werden. Als wir das Stadion um 15:30 erreichten begann auch gleich das erste Spiel. Es war dies ein Kräftemessen zwischen der Colombo Air Force und den Negombo Jupiters. Wir staunten über den spottbilligen Eintrittspreis von umgerechnet etwa 1 Schweizer Franken, bis wir merkten dass wir die teursten Plätze erstanden hatten. Die Stehplätze hätten sogar nur 20 Rappen gekostet.
Wie erwartet war das Stadion, welches 25’000 Zuschauer fassen würde, nur mit etwa 200 zahlenden Gästen besetzt. Die Leistungen der beiden Teams würde man bei uns im Bereich Feierabendfussball ansiedeln. Für unsere Begleiter war es jedoch das erste Live-Fussballspiel ihres Lebens, grosses Interesse am Geschehen auf dem Platz zeigten sie allerdings nicht.
Das zweite Spiel taten wir uns nicht mehr an, und so ging es den selben Weg wieder zurück nach Kalutara. Bei der Abfahrt des Zuges war es bereits stockdunkel, und unser Wagen wurde von einer einzigen Glühbirne erhellt. Nickt man kurz ein ist es doch eins ehr spezielles Gefühl, wenn man aufwacht und ausser dunklen, aber freundlichen Gesichtern kaum etwas sieht.
Am folgenden Tag hatten wir mit Danushka einen Ausflug in den Süden vereinbart. Pünktlich um 7:00 (nachdem er uns schon vorher angerufen hatte dass wir nicht verschlafen) wurden wir von Ihm und einem Fahrer im klimatisierten Kleinbus abgeholt. Entgegen den vom Reiseveranstalter organisierten Ausflügen hatten wir das Privileg unsere Reiseroute nach unseren Wünschen zu gestalten, da wir bloss zu zweit waren.
Als erstes ging es sogleich auf den Fischmarkt. Ein Mitarbeiter zeigte uns die verschiedensten Fischarten, sowie das Herzstück des Marktes, die grosse Eisfabrik. Die nächsten Stationen bestanden aus dem Kräutergarten (wo wir auch eine herrliche Massage bekamen), der Schildkrötenfarm, einer Mondsteinmine, dem holländischen Fort in Galle und einer Souvenirfabrik. Selbstverständlich wollte man uns überall irgendwelche, zugegeben sehr schöne, Souvenirs verkaufen. Wir liessen uns auch beide zu ein paar Kleinigkeiten hinreissen.
Besonders eindrücklich waren die im Süden noch sehr gut sichtbaren Schäden des Tsunamis vom 26. Dezember 2004. Mit eigenen Augen gesehen wirkt das Ausmass der Zerstörung noch viel grösser als aus dem Fernsehen bekannt. Die Hotels wurden alle wieder renoviert, ebenso wurden zahlreiche Denkmäler aufgebaut. Die Häuser der einfach Bevölkerung sehen allerdings noch genauso aus als wäre der Tsunami gestern gewesen.
In den restlichen Tagen unseres Urlaubs war relaxen angesagt. Wir lernten doch noch ein paar andere Touristen aus Deutschland und England kennen. Insbesondere die Gespräche mit dem Engländer Peter und seiner Frau Carol waren immer ganz unterhaltsam.
Am zweitletzten Tag war es dann soweit: Es war „Poyatag“. Dabei handelt es sich schlicht um den Vollmondtag, an dem das Leben in Sri Lanka jedoch still steht und vor allem kein Alkohol ausgeschenkt werden darf. Peter, den man jeweils um 11:00 mit dem ersten Bier sah, hatte grosse Angst vor diesem Tag. So grosse Angst, dass er jeden Tag die zwei Flaschen Bier aus der Minibar versteckte, damit er auch am Poyatag nicht auf dem Trockenen sitzen musste. Und so kam es, dass er auch an jenem Tag pünktlich um 11:00 mit zwei Flaschen Lion-Bier um die Ecke bog…
Nun neigten sich unsere Ferien dem Ende zu. Am Freitag wurden wir bereits in den frühen Morgenstunden geweckt und zum Flughafen transferiert. Die Rückreise verlief bis auf einige Turbulenzen zwischen Doha und München recht angenehm, und so erreichten wir am frühen Abend wieder Bayerisches Festland. Nach einer kurzen Kaffeepause wurde dann auch noch die letzte Etappe angetreten, und irgendwann nach Mitternacht durfte ich endlich wieder in mein eigenes Bett sinken.
Wer etwas erleben will und eine Reise nach Sri Lanka zum Beispiel mit Badeferien auf den Malediven verbinden will, dem kann ich dies wärmstens empfehlen. Wer allerdings wirklich nur Badeferien machen will, der ist an anderen Orten sicher besser aufgehoben.