Kolumbien: Das erste Mal in Südamerika.

11 09 2011

Der Anflug auf die Kolumbianische Grossstadt Medellín gehörte zweifelsohne zu den spektakuläreren meiner Fliegerkarriere, denn so nahe konnte ich die umliegenden Berge noch von keinem Flugzeug aus betrachten. Den Einreisestempel gab es ohne Problem gleich auf die erste Seite des Reisepasses. Wenn die Grenzbeamten weiterhin so sparsam stempeln bringe ich das Teil vor 2014 nicht mehr voll.

Nachdem ich den Maximalbetrag an Kolumbianischen Pesos (1 CHF = ca. 2‘200 COL) aus der Wand gezogen hatte brachte mich ein Minibus für 7‘000 COL binnen 45 Minuten in die Innenstadt. Direkt am Parque de Berrio, einem der Hauptplätze befand sich dann auch eine Metrostation. Ja, richtig: In Medellín fährt eine blitzsaubere und kostengünstige Hochbahn, welche die Innenstadt mit den Vororten verbindet. Eine Fahrt kostet 1‘750 COL, für ein paar Pesos mehr darf man danach den Bus benützen.

Den Bus brauchte ich allerding nicht um von der Station Poblado zu meinem Hostel zu gelangen, lediglich etwas Muskelkraft, denn die Gegend befindet sich an einem Hügel. Das Tiger Paw Hostel liegt mitten in der Zona Rosa, dem Trend- und Ausgehviertel der ehemaligen Hauptstadt des weltweiten Drogenhandels.

Bis Anfang der 90er-Jahre war die Stadt für Touristen ein absolutes No-Go. Drogenbaron Pablo Escobar hatte die Stadt fest in seiner Gewalt. Personen welche ihm nicht in den Kram passten wurden beseitigt, wozu in erster Linie Polizisten, aber auch Ex-Geliebte gehörten, welche versehentlich schwanger wurden.

Escobar war mächtiger als der Staat und bot gar an die Auslandsschulden Kolumbiens zu begleichen. Eine kurze Haftstrafe sass er in seinem eigens für ihn erbauten Gefängnis ab, wo er selbst während seinem Aufenthalt Menschen hinrichten liess. Dank seinem sozialen Engagement wurde er in der Bevölkerung teilweise als Robin Hood Kolumbiens gefeiert. 1993 wurde er bei einer Razzia erschossen, worauf Kolumbien nach und nach zum sichersten Reiseland Südamerikas wurde.

Inzwischen hat sich Medellín, die Stadt des ewigen Frühlings, zu einer schönen und bei Touristen beliebten Metropole gemausert. Am ersten Samstag im Monat (an welchem ich glücklicherweise anwesend war) findet im Parque Bolivar ein grosser Markt statt. Ich war überrascht, denn hier findet man nicht den üblichen Billigschrott den es auf der ganzen Welt gibt, sondern wunderschöne, handgefertigte Produkte von Einheimischen Bauern und Handwerkern.

Fussball, Kolumbien, Categoría Primera A, neuer Ground und Länderpunkt
03.09.11 CD Itagüí Ditaires – Boyacá Chicó FC
1:1 (1:0), ca. 2’500 Zuschauer, Estadio Metropolitano Ciudad de Itagüí, Itagüí

Am späteren Nachmittag war schliesslich Zeit für den Länderpunkt Kolumbien. Das erste von 2 Spielen an diesem Wochenende fand im Vorort Itagüí statt, dessen Stadion bequem mit Metro und Bus erreicht werden konnte. Beim Verein CD Itagüí Ditaires handelt es sich um den neuen Verein des ehemaligen Schweizer Nationalspielers Johan Vonlanthen. Tags zuvor verkündete er in einem Interview mit einer unseriösen Schweizer Tageszeitung wie wohl er sich hier fühle, wie toll und ambitioniert der Verein und das Publikum sei und dass er wegen seinem Glauben hier Samstags nie spielen müsse. Man spiele sowieso selten Samstags.

Die Wahrheit sieht anders aus: Für den Verein interessiert sich hier keine Sau. Der Profifussball ist nur dank einem Geldgeber möglich und die wenigen Zuschauer sind lediglich eigene Junioren, welche gratis ins Stadion dürfen. Ausserdem spielt man wegen fehlenden Flutlichts fast immer am Samstagnachmittag. So bleiben auch kaum erwähnenswerte Eindrücke übrig.

Fussball, Kolumbien, Categoría Primera A, neuer Ground
04.09.11 CD Independiente Medellín – AD Cali
3:0 (2:0), 11’691 Zuschauer, Estadio Atanasio Girardot, Medellín

Besser war das Spiel am Sonntag. Im grossen Estadio Atanasio Girardot traf CD Independiente Medellín auf AD Cali. Offiziell wurden rund 11‘000 Zuschauer verkündet, in Wirklichkeit waren es aber mindestens 20‘000. Die Stimmung war fantastisch, da die Fans sich auf eine Seite des Stadions konzentrierten. Die rund 100 mitgereisten Fans aus Cali schafften es mit Transparenten und Fahnen den Block so zu schmücken dass er wie ausverkauft aussah. Leider spielte auch hier die Polizei den Spielverderber und prügelte die Gäste bereits 5 Minuten vor Spielende aus dem Stadion. Begleitet wurde ich an diesem Spiel von 2 Engländern, welche als Arsenal-Geschädigte ganz begeistert waren.

Nach 4 Nächten in Medellín nahm ich den Nachtbus nach Cartagena de Indias, einer Stadt an der Karibikküste. Der Bus war angenehm und brauchte für die Strecke rund 13 Stunden, wofür ich 108‘000 COL hinblättern musste. Die Busse in Kolumbien haben übrigens keine Fixpreise, man kann also immer etwas verhandeln.In Cartagena angekommen nahm ich den Bus ins Zentrum. Obwohl es nur etwa 6 Kilometer waren dauerte dieses Unterfangen etwa 1 Stunde.

Und dann geschah etwas was ich nie für möglich gehalten hätte: Ich traf einen ehrlichen Taxifahrer! Ich wollte dass er mich zu meinem Hostel bringt, da meinte er dass ich dazu kein Taxi bräuchte und zeigte mir den Weg.

Nach dem Einchecken folgte ein ergiebiger Stadtbummel durch die wunderschöne Altstadt Cartagenas, welche durch eindrucksvolle Stadtmauern und einer Festung geschützt ist. Leider ist der Rest der Stadt alles andere als schön, doch als Tourist bleibt man vorwiegend innerhalb der malerischen Altstadt.

Mit ein paar Leuten aus dem Hostel ging ich jeweils Essen und trank Abends ein paar Bierchen. Am Dienstag war in einem anderen Hostel eine Party angesagt. Kurz bevor wir eigentlich gehen wollten kam ein älterer Herr zu uns und meinte dass er Professor an einer Uni in Bogotá sei und uns seine Studentinnen vorstellen wolle. Und tatsächlich verbrachten wir den Abend von nun an mit einem Haufen hübscher Kolumbianerinnen, welche uns vergeblich versuchten die verschiedenen Tanzschritte beizubringen.

Am letzten Tag besuchten wir schliesslich die mächtige Festung, welche Cartagena vor den Eroberern schützte. Nick, ein Engländer schaffte es auf der Festung schliesslich sich im Klo einzusperren. Er konnte zwar nichts dafür, da das Schloss gebrochen war, doch die Aktion stiess auf grosses Interesse bei den anwesenden Einheimischen, so dass bald mal gegen 30 Zuschauer um das kleine Häuschen standen und sich vor Lachen krümmten. Mit schwerem Werkzeug wurde die Türe nach rund 45 Minuten und unzähligen erfolglosen Versuchen schliesslich aufgebrochen.

Da mir bisher ausnahmslos alle anderen Mitreisenden mit Venezuela-Erfahrung vom Nachtbus nach Caracas abgeraten hatten zog ich es vor per Flugzeug einzureisen. Leider gab es die einzige Verbindung nur für rund 450 Schweizer Franken über Bogotá. Nun ja, mein Leben ist mir eben wichtig.

Erst nach der Buchung entdeckte ich folgenden Satz im Internet: „Avianca hatte seit 1973 zwölf Flugzeugverluste und 545 Todesopfer.“