Europapokalwochenende.

9 08 2010

Nun war es endlich soweit. Der FC Luzern hatte sich zum ersten Mal seit 13 Jahren wieder für den Europapokal (UEFA Europa League) qualifiziert. Mit dem Gegner FC Utrecht durfte man betreffend Erreichbarkeit, Attraktivität des Stadions und Aussichten betreffend weiterkommen ganz zufrieden sein.

Nach der Nachtschicht traf ich mich am frühen Donnerstagmorgen mit Andrea aus Luzern am Lenzburger Bahnhof. Mit meinem treuen, aber immer lauter werdenden blauen Flitzer nahmen wir die rund 770 Kilometer in die Universitätsstadt Utrecht in Angriff. Die Route führte durch insgesamt 6 Länder (Schweiz, Frankreich, Deutschland und die BeNeLux-Staaten). In Luxemburg war Mittagspause und natürlich der obligate Tankstopp angesagt, bietet das Grossherzogtum doch Spritpreise wie in heimischen Gefilden.

In Utrecht angekommen nutzten wir das geniale Park & Ride-Angebot am Veemarkt. Für 4 Euro gabs ein Tagesticket für das Auto und je eine 24h-Tageskarte für den öffentlichen Verkehr für alle (!) Insassen des Autos. Mit dem Bus legten wir also die wenigen Stationen bis zum Oorsprongpark zurück, wo wir im gleichnamigen Hotel über hrs.de für 60 statt 115 Euro ein Doppelzimmer gebucht hatten. Nach dem Einchecken gings gleich weiter zur Neude, dem Kneipenviertel Utrechts. Hier war in und um ein Pub alles in Luzerner Hand. Mehrere hundert Luzerner tranken friedlich auf den Strassen. Dies wurde von der stets freundlichen niederländischen Polizei toleriert, obwohl es in den Niederlanden eigentlich verboten ist auf der Strasse Alkohol zu trinken. Viel zu früh wurde der Bierausschank gestoppt und Extrabusse zum Stadion bereitgestellt, so dass wir uns rund 2 1/2 Stunden vor dem Spiel im Gästeblock des schmucken Stadion Galgenwaard einfanden. Natürlich ohne Bier.

Fussball, Niederlande, UEFA Europa League, neuer Ground
29.07.10 FC Utrecht – FC Luzern
1:0 (1:0), 12’100 Zuschauer, Stadion Galgenwaard, Utrech
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Die Stimmung war schon lange vor Anpfiff bombastisch. Gut 800 Luzerner befanden sich zu Spielbeginn im Gästeblock, fast alle in blau gekleidet. Fahnen waren leider verboten. Ebenfalls durften nur zertifizierte, feuerfeste Transparente ins Stadion mitgenommen werden. „Born in 1901 – Still alive“ stand auf den Transparenten (zertifiziert?) des Luzerner Anhangs welche beim Einlaufen der Spieler zusammen mit den blauen Europapokal-Shirts in die Höhe gehalten wurden.

Spielerisch war Luzern klar unterlegen, trotzdem liess die knappe 0:1-Niederlage etwas Hoffnung. Dies tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch. Obwohl wir uns über eine Stunde nach Abpfiff immer noch im Gästeblock befanden wurde gesungen und gefeiert. Schliesslich wurden wir durch einen Tunnel auf einen abgesperrten Innenhof geführt, wo wir je nach Ziel in die verschiedenen Busse verfrachtet wurden. Es folgte noch eine halbstündige Stadtrundfahrt auf dem Autobahnring, obwohl die Fahrt in die Innenstadt maximal 10 Minuten gedauert hätte. Irgendwann fanden wir uns doch noch am Hauptbahnhof wieder und genossen noch einen Schlummertrunk in der Neude. Trotz den übertrieben Sicherheitsmassnahmen war ich positiv überrascht wie friedlich das Ganze über die Bühne ging. Kein Gepöbel trübte die geilste Auswärtsfahrt seit Jahren.

Nach einem grossartigen Frühstück mit etwa 25 verschiedenen Brotaufstrichen zur Auswahl fuhren wir am nächsten Morgen ziemlich früh in die rund 50 Kilometer entfernte Hauptstadt Amsterdam. Da der Park & Ride-Service (6 Euro inkl. Hin- und Rückfahrt für alle Insassen) an der AmsterdamArena geschlossen war mussten wir zum Olympisch Stadion (mit denselben Konditionen) ausweichen, wo erst einmal Warten angesagt war. Hier in Amsterdam wollten wir uns etwas Kultur gönnen. Da die Interessen diesbezüglich bei Andrea und mir etwas auseinandergingen trennten wir uns zeitweise. Auch Unterkünfte hatten wir verschiedene, dies aufgrund diverser Vorgaben bezüglich der Buchungen. Da an diesem Wochenende fast alles ausgebucht war blieb für mich lediglich ein schäbiges, christliches Hostel im Herzen des Rotlichviertels übrig, welches aber stolze 33 Euro für ein Bett im 6er-Schlafsaal haben wollte.

Am Nachmittag folgten also die obligate Grachtenfahrt (8 Euro / 1 Stunde) und das Auskundschaften der Innenstadt inklusive den legendären Schaufenster (Preise sind Verhandlungssache, da wissen andere Luzerner wohl besser Bescheid) und natürlich diverser Kneipen. Am späten Abend verabschiedete ich mich von Andrea, da sie am nächsten Tag in aller Herrgottsfrühe die wichtigsten Museen besuchen wollte.

Trotz schlechtem Wetter fuhr ich am Samstag die lediglich 30 Kilometer nach Zandvoort. Zandvoort ist ein hübscher Touristenort an der Nordsee, welcher mit einer netten Einkaufspassage und unzähligen Strandkneipen auftrumpfen kann. Auch die Formel 1 war hier früher zu Gast. Da das Wetter einfach nicht mitspielen wollte trat ich schliesslich den Heimweg an, welcher mich erst einmal an den Hafen von Rotterdam führte. Mit offenem Mund bestaunte ich den grössten Tiefseehafen der Welt. Unglaublich wieviele Schiffe hier innert kurzer Zeit die Rheinmündung passieren.

Nun konnte es endlich weiter zum Fussball gehen. Ziel war die belgische Hauptstadt Brüssel, genauer deren Vorortsgemeinde Anderlecht, Heimat des aktuellen Belgischen Fussballmeisters RSC Anderlecht. Rund 4 Stunden vor Anpfiff der als unspektakulär eingestuften Erstrundenpartie gegen den Aufsteiger aus dem deutschsprachigen Eupen stand ich am Stade Constant Vanden Stock. Kurz bevor ich bei der Dame am Schalter ein Ticket beziehen konnte klebte mir diese einen Zettel mit der Aufschrift „Uitverkocht“ vor die Nase. Der erste Fan den ich in der Kneipe gegenüber ansprach überliess mir jedoch gleich ein Ticket in der Gegenkurve für 15 statt 11 Euro.

Fussball, Belgien, Jupiler Pro League, neuer Ground
31.07.10 RSC Anderlecht – KAS Eupen
4:1 (0:1), 22’126 Zuschauer (ausverkauft), Stade Constant Vanden Stock, Anderlecht

Das Stadion war bis auf eine kleine Ecke nahe des Gästeblocks bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Stimmung war sehr ansprechend, auch wenn das Intro der Gegenkurve mit gesponserten Bambams nicht wirklich zu überzeugen mochte. Da bot die Pyro der Gäste schon etwas mehr Unterhaltung. Diese waren es auch die in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit in Führung gingen. Nach dem Pausentee drehte der Gastgeber jedoch auf und drehte das Resultat zu einem 4:1-Sieg.

Gleich nach dem Spiel trat ich endgültig den Heimweg an und erreichte gegen Mitternacht Luxemburg wo ich mich nach einem Tankstopp 2 Stunden im Auto schlafen legte, ehe die restlichen Kilometer nach Hause bewältigt wurden.