Myanmar: Halb Indien, halb Südostasien.

14 03 2012

Rückblende: Da wir aus Indien frühzeitig abreisten mussten wir einen zweiten Rückflug buchen. Glücklicherweise änderte Air Asia die Abflugzeit des ursprünglich gebuchten Fluges, so dass wir den Flugpreis in Form eines Online-Guthabens zurückerstattet bekamen. Mit einer kleinen Zuzahlung konnten somit Hin- und Rückflug von Bangkok nach Yangon, die mit mehr als 4 Millionen Einwohnern grösste Stadt Myanmars gebucht werden.

Das Expressvisum hatten wir 2 Tage zuvor auf der Botschaft in Bangkok für 1‘260 THB besorgt. Wer sich das antut sollte schon vor den Bürozeiten dort sein, denn die Schlange war lang, sehr lang. Der Flug verlief nicht gerade problemlos. In Bangkok durften wir erst nicht starten da noch keine Landeerlaubnis für Yangon vorlag. Sekunden bevor der Vogel schliesslich den Boden berührte startete der Pilot durch und dreht eine Extrarunde. Grund war starker Rauch der die Sicht auf dem Flugfeld massiv einschränkte.

Irgendwann hatten wir die relativ zügige Einreisekontrolle hinter uns und wechselten direkt am Flughafen etwas Geld. Geldautomaten gibt es in Myanmar keine. Akzeptiert werden nur brandneue USD-Noten, ohne Knick, ohne Riss, ohne Markierung und nur solche ohne Rahmen um den Präsidentenkopf. Auch gewisse Seriennummern werden gemieden. Für kleine Noten gibt es weniger Kyats (ausgesprochen Dschats) als für 100er. Inzwischen ist der offizielle Wechselkurs der Banken nur noch minim tiefer als jener der Schwarzwechsler (1 USD = ca. 815 MYK). Es lohnt sich also nicht mehr das mühsame und risikoreiche Wechselritual auf der Strasse über sich ergehen zu lassen. Für die brandneuen USD-Noten bekommt man übrigens eine handvoll zerknitterter, zerrissener und stinkender Kyat-Noten. Münzen gibt es keine.

Statt 10 USD für ein Taxi zu zahlen liessen wir uns an der Touristeninformation einen Stadtplan geben und fuhren für insgesamt 250 MYK zu Sule-Pagode im Zentrum. Nachdem das erste Gästehaus nicht überzeugen konnte liessen wir uns für die kommenden 4 Nächte im Okinawa Guesthouse nieder, auch wenn der Preis mit 17 USD für das Doppelzimmer ohne Bad ganz klar zu hoch war. Auszupacken hatten wir nicht viel, da wir nur unser Daypack mit dem nötigsten Zeugs mitgenommen hatten.

Wir orientierten uns erst einmal etwas im Zentrum und bald fingen auch unsere Mägen an zu knurren. In einer Nudelstube wurden wir freundlichst empfangen und mit leckeren Nudeln, Suppe, Salat und Tee versorgt. Kostenpunkt: 700 MYK. Das Preisniveau des Landes wusste zu gefallen. Auf dem Tisch standen jede Menge leckerer Kuchen herum, welche es für 300 MYK gab.

Bereits am ersten Tag fiel uns die Freundlichkeit der Menschen auf, welche noch nicht wie in anderen südostasiatischen Ländern durch den Tourismus verdorben sind. Überhöhte Preise findet man eigentlich nur bei den Taxifahrern und bei staatlichen Einrichtungen. Nervig sind lediglich die zahlreichen Inder welche einen im Minutentakt anquatschen.

Interessant ist dass Myanmar, welches früher Burma beziehungsweise Birma hiess irgendwann in den 70er-Jahren von Links- auf Rechtsverkehr umstellte, die uralten klappernden Karren jedoch noch aus der Epoche davor stammen und somit von der rechten Seite gelenkt werden. Auch sonst liefern die Strassen Yangons ein interessantes Bild ab. Es erinnert mehr an Indien als an andere südostasiatische Staaten, ist jedoch nicht annähernd so schlimm.

Am Freitag gönnten wir uns erst ein paar Bierchen in einer Kneipe im Bogyoke Aung San Stadium, dem grossen, alten Stadion mitten im Zentrum. 600 MYK kostet das Glas, 1‘500 MYK die grosse Flasche des einheimischen Gerstensaftes der den Namen den Landes trägt. Die Kneipenbesitzer hatten sichtlich Freude an uns gaben sich Mühe das Musikprogramm nach unserem Gusto zu gestalten, allerdings mit mässigem Erfolg.

Auch der angrenzende Zoo und der davorliegende Vergnügungspark wurden besucht. Der Zoo war nicht ganz so übel wie erwartet, doch manche Tiere vegetieren wirklich nur noch vor sich hin. Ein geschmacklicher Tiefpunkt wurde in Form von Durian-Glacé (Stinkfrucht) erreicht.

Fussball, Myanmar, Myanmar National League, neuer Ground und Länderpunkt
09.03.12 Zwekapin United FC – Mawyawadi FC
0:1 (0:1), ca. 600 Zuschauer, Bogyoke Aung San Stadium, Yangon

Die oben erwähnte Biermarke ist zugleich Titelsponsor der nationalen Fussballmeisterschaft. Wir entschieden uns ganz willkürlich für die Partie Zwekapin United FC gegen Mawyawadi FC. Für 1‘000 MYK Eintritt gab es ein schönes Tickets und einen Sitzplatz auf der Haupttribüne. Nun konnten auch endlich die Fotos vom Stadion geschossen werden die uns tags zuvor verweigert wurden. Das Niveau des Spieles war nicht schlecht, fantechnisch gibt es jedoch nichts zu berichten. Das Highlight waren wohl die Einheimischen die mit Bierkönig- und Bundesligashirts im Stadion sassen. Jetzt wisst Ihr wo die Altkleiderspenden hinkommen.

Die Nächte im Okinawa Guesthouse waren bestimmt nicht die angenehmsten. Die uralte Klimaanlage kam erst nach Stunden so richtig auf Touren. Ein dringend benötigtes Moskitonetz gab es erst auf Verlangen und die Duschen verdienten den Namen bestimmt nicht. Lediglich das inbegriffene Frühstück war lecker, jedoch etwas wenig.

Fussball, Myanmar, Myanmar National League, neuer Ground
10.03.12 Magwe FC – KBZ FC
1:2 (0:1), ca. 600 Zuschauer, Thuwunna YTC Stadium, Yangon

Der Samstag verlief nach dem gleichen Schema: Essen, Bier trinken und ab zum Stadion. Dieses Mal aber zum anderen grossen Rund, dem Thuwunna YTC Stadium, dem Nationalstadion Myanmars. Die Fahrt dorthin wollten wir eigentlich mit der Eisenbahn bewältigen, doch der Fahrplan der Circular Line (1 USD pro Fahrt, im besten Fall für den ganzen 3-stündigen Rundkurs) meinte es nicht gut mit uns, weshalb wir für 2‘500 MYK auf ein schrottreifes Taxi umstiegen.

Vor dem Stadion, welches irgendwo in der Pampa liegt laberte uns gleich ein unfreundlicher Strassenjunge an. Obwohl wir im sogar ein Bier ausgaben wollte er weiterhin Geld von uns. Es gipfelte darin dass er uns vorgab Ticketverkäufer zu sein. Es schien uns schon etwas komisch dass er uns an den Ticketschaltern vorbeischleuste, obwohl wir ihm klar verständlich machten dass er ohne Ticket kein Geld sehen würde. Und kaum sassen wir im Stadion wurde die hohle Hand hingehalten. Noch einmal: Du Ticket, wir Geld. Irgendwann kam der „offizielle Ticketverkäufer“ dann noch mit 2 Papierschnipseln an die er wohl vom Boden aufgelesen hatte.

Das Spiel zwischen Magwe FC und KBZ FC wurde erst gegen Ende spannend. Trotz einem Mann weniger gelang KBZ noch der Ausgleich und in der 98. Minute gar der Siegestreffer. Stimmung: Fehlanzeige.

Am Sonntag folgte noch ein Besuch bei der Hauptsehenswürdigkeit Yangons, der Shwedagon-Pagode. Von aussen hat man eigentlich alles gesehen, der massiv übertriebene Eintrittspreis, welcher nur für Touristen erhoben wird wurde genau aus dem Grund verweigert.

Mit dem Taxi ging es für 8 USD am frühen Montagmorgen wieder zum Flughafen. Die Ausreisegebühr von 10 USD musste nicht mehr bezahlt werden und den Kaffee für 5 USD liess ich mal schön sein. Mit massiver Verspätung landete Asiens pünktlichste Airline schliesslich wieder in Bangkok, von wo es mit dem Stadtbus für 39.5 THB wieder ins Happy House ging.