Montenegro.

24 11 2009

Die einzige Woche Urlaub in diesem Jahr sollte sinnvoll genutzt werden. Die beste Möglichkeit unbekannte Länder mit mehreren Fussballspielen zu kombinieren ergab sich dieses Mal im Balkan. Los ging die Reise zusammen mit David am Freitag. Ausgangspunkt war der Flughafen Zürich, von wo aus uns die Montenegro Airlines für 150 Euro im nach Podgorica brachten. Der etwas in die Jahre gekommene Vogel blieb fast leer, was durchaus am angebotenen Essen liegen könnte. Das Clubsandwich blieb einem mangels Butter nämlich fast im Halse stecken.

Auf dem kleinen und modernen Flughafen Golubovci vor den Toren der Montenegrinischen Hauptstadt angekommen suchten wir erst einmal die günstigste Fahrgelegenheit in die Innenstadt. Das Taxi bot sich leider als einzige Möglichkeit an, und so kostete uns die 12 Kilometer lange Fahrt 15 Euro. Wie der Flughafen war auch das Taxi sowie die meisten der anderen Autos topmodern. Eigentlich hatten wir von Monmtenegro ja ein Entwicklungsland erwartet, doch zumindest der städtischen Bevölkerung scheint hier nicht allzuschlecht zu gehen.

Das Taxi brachte uns direkt zum Gradski-Stadion, mitten im Zentrum der übersichtlichen Stadt. Gleich daneben wohnt Steve, ein US-Amerikanischer Weltenbummler der sich schliesslich hier niedergelassen hatte und seine Wohnung als einzige einigermassen kostengünstige Übernachtungsmöglichkeit der Stadt für 15 Euro die Nacht anbietet. Beim Komfort muss man allerdings einige Abstriche machen. Die versteckte Eingangstür wurde nur mit Hilfe eines Nachbarn gefunden. WIr wurden sofort von Priscilla, seiner Mitbewohnerin begrüsst und einquartiert, ehe Steve schliesslich auch noch auftauchte und uns gleich den Aussichtspunkt auf dem Hausberg, die besten Bars und ein gemütliches Speiselokal zeigte.

Während wir also beim Essen sassen kam eine SMS von Lukas, welcher zusammen mit Espinho und Furti auf dem Weg von Albanien nach Podgorica war. Wir besorgten den dreien ebenfalls ein Bett bei Steve und genossen nun alle zusammen (sowie 2 Deutsche Groundhopper) das herrliche Nachtleben Podgoricas.

Am nächsten Tag stand ein kleiner Stadtspaziergang auf dem Programm. Wirklich reich an Sehenswürdigkeiten ist die Stadt jedoch nicht, so dass wir die Zeit zum Anpfiff des ersten Spiels in einem netten Strassencafé verbrachten.

Fussball, Montenegro, U21-EM-Qualifikation, neuer Ground und Länderpunkt
14.11.09 Montenegro – Israel
1:0 (1:0), ca. 1’300 Zuschauer, Stadion Pod Goricom, Podgorica

Kurz vor 14:00, nachdem wir Tickets für je 3 Euro erstanden hatten, begaben wir uns also ins Nationalstadion. Die Affiche lautete Montenegro gegen Israel, doch leider handelte es sich nur um ein Spiel der Qualifikation zur U21-Europameisterschaft. Der Zuschauerauflauf hielt sich mit ca. 1’300 Schaulustigen wie erwartet in Grenzen. Das unspektakuläre Spiel wurde durch ein frühes Tor der Heimmannschaft entschieden. Fantechnisch gab es kaum Höhepunkte, lediglich eine Zaunfahne der Fans aus dem Küstenort Bar war auszumachen.

Nach dem Spiel erfolgte die dringend nötige Nahrungsaufnahme, welche dieses Mal nicht aus Balkankost, sondern Italienischen Leckereien bestand. Ein weiterer Abstecher ins pulsierende Nachtleben rundete den Tag schliesslich ab. Inzwischen waren wir übrigens zu sechst, da Kevin, ein Berner Nachwuchshhopper mit dem Nachmittagsflug zu uns gestossen war.

Fussball, Montenegro, Druga Liga, neuer Ground
15.11.09 OFK Bar – FK Gusinje
5:0 (1:0), ca. 400 Zuschauer, Stadion Topolica, Bar

Für den Sonntag (an dem uns Espinho und Furti sehr früh am Morgen verliessen) wäre eigentlich der Besuch eines Spiels des Zweitligisten FK Mladost Podgorica geplant gewesen, doch Steve riet uns das Küstenstädtchen Bar zu besuchen. Da die bei einer Anspielzeit von 13:00 nicht möglich gewesen wäre waren wir froh darüber dass in Bar zur selben Zeit ebenfalls ein Zweitligaspiel stattfinden sollte. Die Montenegrinische Staatsbahn brachte uns auf der einzigen Bahnstrecke des Landes binnen einer Stunde (und mit ebensoviel Abfahrtsverspätung) in die 40’000-Seelen-Stadt, welche über den bedeutendsten Seehafen des Landes verfügt. Von hier aus gibt es Fährverbindungen nach Bari und Ancona im gegenüberliegenden Italien.

Vom Bahnhof ging es per Taxi zum Stadion Topolica, welches direkt am Meer liegt. Das Stadion verfügt über eine Stehrampe auf einer Längsseite, eine Toilette oder einen Verpflegungsstand sucht man allerdings vergeben. Der Eintritt war frei und das Spiel begann mit einer Trauerminute für den verstorbenen Deutschen Nationaltorhüter Robert Enke. Nachdem in der ersten Halbzeit nur 1 Tor bejubelt werden konnte, waren es in der zweiten Spielhälfte gar deren 4, davon 2 wunderbare Sonntagsschüsse. Alle gingen auf das Konto des Heimteams OFK Bar, dem zweiten Team der Stadt, hinter FK Mornar Bar in der obersten Spielklasse, welches allerdings im selben Stadion spielt.

Nach dem Spiel schlenderten wir ein wenig der Promenade entlang, entdeckten einen abgewrackten London-Bus und verpflegten uns in einer Strandkneipe. Leider wurde es sehr früh dunkel, so dass ein weiteres Herumlaufen wenig Sinn gemacht hätte. Mit dem Schnellzug ging es dieses Mal pünktlich zurück nach Podgorica, wo wir den Weltmeistertitel der Schweizer U17-Nationalmannschaft auf Grossbildschirm verfolgen konnten.

Am Montagmorgen hiess es früh aufstehen, denn schliesslich wollten wir heute nach Bosnien-Herzegowina. Ein Taxifahrer erklärte uns, dass wir in Trebinje umsteigen müssen um nach Mostar zu gelangen. Wir sicherten uns also Tickets für den 10:50 Uhr-Bus nach Trebinje und gönnten uns erst einmal ein Frühstück. Da noch genügend Zeit vorhanden war machten sich David und ich auf die Suche nach einem Stadion, dessen Flutlichtmasten wir zuvor gesehen hatten. Überrascht stellten wir vor Ort fest, dass es sich um ein Schwimmstadion handelte.

Nach einigen Unstimmigkeiten mit dem Busfahrer welcher in uns Touristen einen guten Nebenverdienst witterte ging es schliesslich auf hoprigen Landstrassen über Niksic nach Trebinje.