Mit dem irischen Billigflieger Ryanair machte ich mich also auf in Richtung Grossbritannien, genauer gesagt zum Londoner Flughafen Stansted, wo mich bereits dichter Nebel erwartete. Mit dem im Voraus für lediglich ein paar Pfund gebuchten Easy Bus der orangen Konkurrenzairline ging es in etwa einer Stunde in die Innenstadt, wo ich ziemlich zügig mein Hostel in Kensington bezog und mich zu Bett legte.
Der nächste Morgen wurde für Sightseeing genutzt. Zwar war dies bereits mein dritter Besuch in der Englischen Metropole, doch noch immer blieben unzählige Sehenswürdigkeiten unentdeckt. Dieses Mal wählte ich den Spazierweg von der Tower Bridge der Themse entlang bis zum Borrough Market, welcher mit unzähligen Spzialitäten aus aller Welt aufwartet. Ebenfalls zu Fuss ging es via Big Ben und Buckingham Place zurück zum Hostel, von wo ich nach einer kurzen Verschnaufpause die kurze Reise nach Reading antrat.
Fussball, England, Championship, neuer Ground
09.01.09 Reading FC – Watford FC
4:0 (1:0), 18’072 Zuschauer, Madejski Stadium, Reading
Reading liegt rund dreissig Bahnminuten ausserhalb Londons in der Grafschaft Berkshire, am Zusammenfluss der Flüsse Kennet und Themse. Vom Bahnhof führte mich ein Shuttle Bus zum südlichen Stadtrand, wo auf dem Gelände einer ehemaligen Müllkippe das Madejski Stadium erbaut wurde. Hier sind der Fussballzweitligist Reading FC und der Rugby Union-Verein London Irish Rugby Football Club zu Hause. Zum Stadionkomplex gehört auch ein Hotel und eine Jazzbar, zu deren Kundenkreis meine Wenigkeit nicht dazugehörte, weshalb mir noch rund zwei Stunden frieren bevorstanden.
Die Karte gabs für 22 Pfund, was für Englische Verhältnisse ein Schnäppchen ist, denn das Britische Pfund ist momentan so wenig wert wie schon lange nicht mehr (1 GBP = 1.64 SFR). Das Stadion wurde durch die in England üblichen Turnstiles (Drehkreuze) betreten, ohne dass man dabei kontrolliert wurde.
Zu Spielbeginn fanden sich etwas mehr als 18’000 Zuschauer im neumodischen Stadion ein, was wohl nicht zuletzt an den eisigen Temparaturen lag. Nach einem Pausenstand von 1:0 legte das Heimteam in der zweiten Hälfte drei weitere Tore nach, ohne dass die Gäste auch nur den Hauch einer Chance gehabt hätten. Die Stimmung war nicht gerade berauschend, doch irgendiwe hatte ich kaum mehr erwartet, denn um die Englische Fankultur steht es momentan nicht allzugut. Die Gäste aus Watford waren zwar zahlreich vertreten, fanden sich jedoch schnell mit der Niederlage ab und schwiegen dementsprechend.
Nach dem Spiel machte ich mich auf dem selben Weg zurück ins Hostel, wo ich noch ein unterhaltsames Gespräch mit einem Spanier und einem Slowenen führte. Beide waren auf der Suche nach Arbeit. In Sachen Körperpflege und Erscheinungsbild beim Vorstellungsgespräch schienen unsere Meinungen jedoch weit auseinanderzugehen.
Am nächsten Morgen blieb nicht einmal mehr Zeit für ein Frühstück, denn mein Zug verliess London Euston schon kurz nach 6:00. Es erwartete mich zum ersten Mal ein Zug des Unternehmens Virgin Trains, dessen Hauptaktionär eher für Tonträger bekannt ist. Die Fahrt war angenehm, und der Kaffee an Bord schmeckte und war bezahlbar. Nach einer etwa viereinhalbstündigen Reise durch teilweise verschneite Landschaften erreichte ich schliesslich Glasgow, die grösste Stadt Schottlands.
Am Bahnhof wartete bereits George auf mich, ein Kollege den ich in Australien kennenlernte. Zur Begrüssung gab es ein echtes Schottisches Frühstück, mit viel Schinken, Bohnen, Hash Brown, Würstchen und Rührei, ehe ich mich in seiner Wohnung einquartierte. Hier wohnte momentan auch John, welcher vorübergehend ohne Bleibe dastand. Nach etwa small talk machte ich mich mit den Beiden auf nach Parkhead, dem östlichen Stadtteil Glasgows, in welchem der legendäre Celtic Park, die Heimstätte von Celtic Glasgow steht. Nach einem kurzen Marsch der London Road entlang erreichten wir schliesslich das zugegeben nicht wirklich schöne, aber typisch Schottische Stadion, welches von den Celtic Fans (zu denen auch ich mich zähle) schlicht „Paradise“ genannt wird.
Fussball, Schottland, Scottish Cup, neuer Ground und Länderpunkt
10.01.09 Celtic FC – Dundee FC
2:1 (2:1), 23’070 Zuschauer, Celtic Park, Glasgow
Vor den Toren posierten Kinder und Erwachsene mit Celtic Schals vor den Statuen der Spielerlegende Jimmy Johnstone und Brother Walfrid, dem Irischen Mönch welcher 1888 den irisch-katholischen Celtic FC ins Leben gerufen hatte. Noch heute herrscht zwischen den beiden Konfessionen, und somit auch zwischen den beiden Glasgower Teams Celtic und den protestantischen Rangers eine bittere Rivalität.
Doch heute waren es nicht die Rangers welche zu Gast waren, sondern der Dundee FC aus der zweiten Liga, denn gespielt wurde um den Scottish Cup. Diese Affiche lockte gerade einmal 23’080 Zahlungswillige hinter dem Ofen hervor, im Gegensatz zu den Meisterschaftsspielen, welche fast immer ausverkauft sind.
Nach einem frühen Rückstand konnte Celtic das Spiel mit 2:1 für sich entscheiden. Die Stimmung war genauso mies wie das Wetter (abgesehen vom Gästeblock), und nach dem Spiel wollte ich nichts weiteres als ins nächste Pub. Zusammen mit George und John tat ich dass dann auch. Zum Abendessen gab es die Schottische Nationalspeise Haggis, welche überraschenderweise ganz hervorragend schmeckte. Serviert wurde diese traditionell mit neeps (Steckrüben) und tatties (Kartoffelpüree). Man darf nur nicht daran denken was ich im Inneren dieses gefüllten Schafmagens befindet…
Das das Wetter nich mitspielte verzichteten wir auf eine ausgedehnte Pubtour und verbrachten den Abend bei selbstgebrautem Bier und einem Film aus der Konserve. Zum krönenden Abschluss des Tages überreichte mir John seinen heissgeliebten Celtic-Schal, welcher bei mir zuhause selbstverständlich einen Ehrenplatz erhält.
Am frühen Sonntagmorgen folgte eine rund einstündige Bahnfahrt nach Edinburgh, der Hauptstadt Schottlands. Hier checkte ich erst in meinem Hostel, einer ausgedienten Kirche ein, ehe ich mich mit Maik traf, welcher mir ein Ticket für das bevorstehende Stadtderby besorgt hatte.
Fussball, Schottland, Scottish Cup, neuer Ground
11.01.09 Hibernian FC – Heart of Midlothian FC
0:2 (0:1), 14’837 Zuschauer, Easter Road Stadium, Edinburgh
An der Easter Road trafen die irisch-katholischen Hibernians auf die britisch-protestatischen Hearts aus dem ¨Tynecastle Stadium. Ein Spiel das Brisanz versprach, obwohl es nicht wie erwartet ausverkauft war. Die Finanzkrise hat schliesslich auch hier ihre Spuren hinterlassen.
Die Stimmung im Stadion hing massiv vom Spielgeschehen auf dem Platz ab. Bei den zwei Toren der Gäste schien deren vollbesetzte Tribüne aus allen Nähten zu platzen, während der Lärmpegel im Heimblock nur selten nach oben schnellte. Die Hearts of Midlothian gewannen das Spiel verdient, aber mit dem Unparteiischen auf ihrer Seite mit 2:0. Nach dem Spiel waren die Strassen zwischen den beiden Kontrahenden mit extra für diesen Zweck konzipierten Fahrzeugen abgesperrt, so dass erst einmal ein Umweg in die Innenstadt angesagt war.
Eishockey, Schottland, Elite Ice Hockey League, neuer Ground und Länderpunkt
11.01.09 Edinburgh Capitals – Nottingham Panthers
0:6 (0:3, 0:1, 0:2), ca. 600 Zuschauer, Murrayfield Ice Rink, Edinburgh
Ganz langsam schlenderten wir zum Murrayfield Stadium, dem grössten Stadion der Stadt. Hier wird eigentlich nur Rugby gespielt. Die Hearts durften hier vorübergehend Ihre Europapokalspiele austragen, da ihr eigenes Spielfeld zu klein war, doch dass ist Geschichte. Zum Rugby wollten wir aber heute auch nicht, sondern zum Eishockey im benachbarten Murrayfield Ice Rink.
Ungefähr 600 Zuschauer wollten sich das Aufeinandertreffen zwischen den Edinburgh Capitals und den Panthers aus dem Englischen Nottingham ansehen. Eine sehr einseitige Partie, welche dank wenigen Unterbrüchen (ausser den zahlreichen Toren) schnell vorüberging. 0:6 stand es am Ende, und eine gelungene Tour fand in einer uralten Eishockeyhalle Ihr Ende.
Am nächsten Tag flog ich mit Easy Jet nach Genf, von wo aus die Schweizerischen Bundesbahnen mich mit einer deftigen Verpätung nach Hause brachten.