Drei Nächte im Sultanat Brunei Darussalam.
20 06 2017Dass während meiner eineinhalbmonatigen Asienreise der Fussball nicht im Mittelpunkt stand ist kein Geheimnis, doch immerhin sieben Spiele und sieben neue Grounds konnten in der Zeit gekreuzt werden. Drei Spiele davon fanden im Sultanat Brunei Darussalam auf der Insel Borneo statt. Doch der Reihe nach:
Zusammen mit Nancy hatte ich Hin- und Rückflüge mit der guten Malaysia Airlines von Kuala Lumpur aus gebucht, was uns gerade mal etwa 50 CHF pro Person kostete. Ausnahmsweise vom alten Flughafen (daneben dominiert der neue KLIA2 von Air Asia) brachte uns der komfortable Flieger mit voller Verpflegung, Freigepäck und persönlichem Bildschirm nach Brunei Darussalam.
Am Brunei International Airport, dem grössten und für normale Touristen einzig relevanten Flughafen des Landes ging für mich die Einreise recht zügig, ich bekam 90 Tage Aufenthalt in den roten Pass gestempelt. Nancy musste für ihre zwei Wochen 20 Brunei-Dollar (1 BND = 0.70 CHF) bezahlen. Wer für das Visum in Brunei ebenfalls bezahlen muss sollte sich vorher Dollar aus Brunei oder Singapur besorgen, denn der Wechselkurs vor der Immigration ist grottenschlecht und beide Währungen sind untereinander austauschbar.
Brunei Darussalam bedeutet soviel wie „Ort des Friedens“. In der seit 1984 vom Vereinigten Königreich unabhängigen Erbmonarchie leben rund 430’000 Menschen. Die Amtssprache ist malaiisch, als Recht gilt die Scharia.
Fussball, Brunei Darussalam, Premier League, neuer Ground und Länderpunkt
19.05.17 Rimba Star FC – IKLS FC
4:3 (3:1), ca. 50 Zuschauer, Kompleks Sukan Berakas, Bandar Seri Begawan
Nachdem wir unser Gepäck bekommen hatten ging es unmittelbar weiter zum Fussball. Nur 67 Minuten nach der Landung wurde auch schon das erste Spiel angepfiffen. Im Kompleks Sukan Berakas, nur rund 1 Kilometer vom Flughafen entfernt standen sich die beiden Premier League-Kontrahenden Rimba Star FC und IKLS FC gegenüber. Vor rund 50 Zuschauer entschied Rimba Star das Spiel mit 4:3 für sich. Der gegnerische Torhüter hat das 4:3 alleine zu verantworten. Der Eintritt war wie bei allen Spielen der nationalen Ligen frei. Das Stadion, mit Laufbahn und Tribünen auf einer Seite kann man auch als unspektakulär bezeichnen. Der 93. Länderpunkt war somit in der Tasche, da durfte ich mir am Abend doch ruhig ein nichtalkoholisches Malzgetränk gönenn, denn Alkohol gibt es im streng muslimischen Land leider gar keinen.
Nach dem Spiel liefen wir zurück zum Flughafen und liessen uns von unserem gebuchten Hotel kostenlos abholen. Dies klappte leider erst nachdem wir nochmals angerufen hatten. Hotels sind in Brunei eher teuer, so hatten wir für unser „Jubilee Hotel“ im Stadtzentrum rund 170 CHF für 3 Nächte bezahlt. Allerdings gönnten wir uns für einen kleinen Aufpreis die Suite. Diese war auch riesig und bequem, das ganze Hotel steht aber kurz vor einer Renovation und wirkte daher stark abgewohnt.
Am nächsten Tag stand Sightseeing auf dem Programm. Die möglichen Jugendspiele habe ich Nancy zuliebe grosszügig „übersehen“. Die Hauptstadt Bandar Seri Begawan wurde zuerst zu Fuss, dann auf dem Wasser erkundet. Innert einem Tag kann man hier locker alles wichtige sehen. Zuerst die Waterfront und das Zentrum, dann das Royal Regalia Museum, wo man ziemlich viel Gold zu sehen bekommt. Am Abend buchten wir für 25 BND eine 70-minütige private Bootstour in den Mangrovenwald. Hier bekamen wir zwar einige Nasenaffen und andere Affenarten zu sehen, sie kamen aber nicht wirklich nahe. Am Sultanspalast, welcher über etwa 3’000 Zimmer (!!!) verfügt vorbei, ging es einmal durch Kampung Ayer, der grössten Stelzensiedlung der Welt. Ein grosser Teil des Dorfes wirkt aber verlassen und verfallen. Zu Gefallen wusste das Feuerwehrmagazin von Kampung Ayer, welches aufgrund der vielen Brände leider fleissig genutzt wird.
Inzwischen stellten wir auch fest dass Brunei gar nicht so teuer ist wie man denkt, nur Hotels und wenn nötig Taxis gehen ins Geld. Was man den Wassertaxis bezahlt kommt auf das eigene Verhandlungsgeschick an, eine Mahlzeit gibt es für durchschnittlich 3-5 BND, Getränke kosten um die 0.50 BND, der Stadtbus pro Fahrt 1 BND (auch zum Flughafen).
Am zweitletzten Tag in Brunei wurde noch Mal gegen das runde Leder getreten: Das erste Spiel der Brunei Super League fand im Padang dan balapan, im Schatten des Nationalstadions statt. Zum Stadion brachte uns der Bus, zurück nahm uns ein freundlicher Autofahrer dem wir das Busgeld gaben.
Fussball, Brunei Darussalam, Super League, neuer Ground
21.05.17 Kota Rangers – Lun Bawang
4:0 (0:0), ca. 70 Zuschauer, Padang dan balapan, Bandar Seri Begawan
In einem todlangweiligen Spiel schlugen die Kota Rangers Lun Bawang gleich mit 4:0. Zuschauer waren rund 70 anwesend. Das eher neue Stadion kann sich aber sehen lassen, die mächtige Tribüne gehört wohl zu den schöneren in Brunei.
Das letzte Spiel sollte das beste und auch erlebnisreichste in diesen 4 Tagen werden: Da der Kompleks Sukan Sungai Kebun auf der anderen Flussseite hinter der Stelzensiedlung Kampung Ayer liegt mussten wir per Wassertaxi dorthin. Die freundliche Hotelrezeptionistin erstellte uns schon einen Notfallplan, falls wir nach Spielende kein Taxi zurück mehr finden würden.
Fussball, Brunei Darussalam, Premier League, neuer Ground
21.05.17 Tabuan Muda B – DSP United
2:5 (0:3), ca. 80 Zuschauer, Kompleks Sukan Sungai Kebun, Bandar Seri Begawan
Nach dem Abendessen fanden wir auch gleich einen vertrauenswürdigen Fährmann der uns für 3 BND übersetzen würde. Da wir noch Zeit und er Hunger hatten fuhren wir vorher den Nachtmarkt ausserhalb der Stadt an. Auf dem Weg dorthin zeigte er uns die Krokodile im Wasser, viel mehr als die reflektierenden Augenpaare konnte man im Dunkeln aber nicht erkennen. Nancy hielt sich per sofort jedoch doppelt so gut fest.
Das Stadion wurde schliesslich über einen Steg erreicht und die rund 80 Zuschauer sorgten über 90 Minuten für gute Stimmung. Die kleinen, aber flinken Jungs von Tabuan Muda B hatten trotz zwischenzeitlicher Aufholjagd keine Chance gegen die Mannen von DSP United und verloren mit 2:5. Während und nach dem Spiel kam es zu einigen Raufereien unter den Spielern. Da Tabuan Muda A in der Super League und Tabuan Muda B in der Premier League spielt scheint die Super League die oberste Spielklasse zu sein. Das Niveau der Spiele lässt aber das Gegenteil vermuten. Eine ähnlich verwirrende Bezeichnung der obersten 2 Ligen findet man auch in Malaysia. Nach Spielende fanden wir sofort ein Wassertaxi das uns für je 1 BNDzusammen mit 8 anderen Fussballfans zurück ins Zentrum brachte.
Mit eher positiven Eindrücken verliessen wir Brunei Darussalam schliesslich wieder. Wer sich auschliesslich in der Hauptstadt aufhält, dem kann ich 2-3 Nächte durchaus empfehlen. Es gibt jedoch noch die Möglichkeiten in den Regenwald zu fahren, der den grössten Teil des Landes bedeckt. Eine Tour dorthin kann aber schnell das Budget sprengen. Die Einheimischen konnten wir als mehrheitlich freundlich, aber auch zurückhaltend und manchmal auch desinteressiert bezeichnen. Es gibt hier nicht viele Touristen und man ist auch nicht gross auf sie angewiesen, schliesslich ist Brunei eines der reichsten Länder der Welt.
Kategorien : Brunei Darussalam