Nach der Rückkehr vom anderen Ende der Welt in die kalte Schweiz dauerte es erwartungsgemäss nicht lange, ehe mich das Reisefieber erneut packte. Nach einem Tagesausflug ins Piemont sollte es diesmal Belgien sein. Soke, ein Kollege aus der Gegend um Stuttgart brachte die Idee der zwei Spiele in der zweiten Belgischen Liga. Ich stimmte zu und schaute sogleich nach was sich davor und danach noch machen liesse. Ausser Eishockey hatten die Spielpläne leider nicht allzuviel zu bieten, und so ging es bereits einen Tag vor dem ersten Fussballspiel in Richtung Deutschland.
Eishockey, Deutschland, DEL, neuer Ground
26.12.08 Adler Mannheim – Kassel Huskies
4:1 (1:0, 1:1, 2:0, 11’810 Zuschauer, SAP Arena, Mannheim
Mit Regionalzügen wurde das kurze Stück bis zur Deutschen Grenze zurückgelegt, ehe mich die Deutsche Bahn mit dem günstigen Baden-Württemberg-Ticket über Karlsruhe nach Mannheim brachte. Vom Hauptbahnhof war noch das kurze Stück bis zur provisorischen Haltestelle Rangierbahnhof zurückzulegen. Nur einen kurzen Fussmarsch entfernt liegt die SAP Arena, die Heimat des Eishockeyclubs Adler Mannheim. Heute stand die Partie in der Deutschen Eishockeyliga gegen die Huskies aus Kassel auf dem Programm.
Die SAP Arena ist eine multifunktionelle Veranstaltungshalle. Realisiert wurde die Arena durch ein Modell, bei dem SAP-Mitbegründer und Adler-Sponsor Dietmar Hopp (bekannt durch sein Engagement beim Fussballbundesligaverein TSG 1899 Hoffenheim) den Bau zinslos vorfinanziert und die Halle mit einer eigenen Gesellschaft während der ersten 30 Jahre auf eigenes Risiko betreibt. Die Stadt Mannheim zahlt die Baukosten in Höhe von 70 Millionen Euro während dieser Zeit in Raten zurück. Nach Ablauf der 30 Jahre geht die Arena in das Eigentum der Stadt über. Die beiden Trainingshallen wurden als Stiftung von Dietmar Hopp selbst finanziert.
Für einen Stehplatz musste ich 12 Euro berappen, ehe die total überheizte Halle betreten werden durfte. Die Adler setzten sich als klarer Favorit durch und schlugen die Huskies mit 4:1. Die Stimmung war von Seiten der Adlerfans nicht gerade überzeugend, bedenkt man die Tatsache dass doch 11’810 Fans anwesend waren. Von den ungefähr dreihundert Kasseler Fans war wenig bis gar nichts zu hören, schmorten diese auch in einer Ecke unter dem Dach.
Da die Hostelsuche in Mannheim im Voraus ohne Erfolg blieb, und allein schon der Gedanke an eine Nacht im Freien Gänsehaut auslöste, nahm ich die kurze Fahrt ins benachbarte Heidelberg auf mich, wo ich für 23 Euro im Gästehaus Sudpfanne Unterschlupf fand. Das Zimmer musste ich mit einem Russen und einer Japanerin teilen, welche beide nicht sehr gesprächig waren, und so legte ich mich kurz vor Mitternacht schlafen.
Da die Übernachtung kein Frühstück beinhaltete holte ich mir am Weihnachtsmarkt um die Ecke einen Kaffee und ein Stück Lebkuchen, ehe ich mich für rund zwei Stunden den unzähligen Sehenswürdigkeiten der wunderschönen Heidelberger Altstadt widmete. Die Hauptattraktion, das Heidelberger Schloss, zählt zu den berühmtesten Ruinen Deutschlands. Es erhebt sich achtzig Meter über dem Talgrund am Nordhang des Königstuhls und dominiert von dort das Bild der Altstadt.
Gegen Mittag wurde ich von Soke abgeholt, und die Fahrt ging im Auto weiter nach Belgien. Rechtzeitig erreichten wir die Hauptstadt Brüssel, wo wir schon mal im vertrauten Billighotel der Kette „Formel 1“ eincheckten. Schnurstracks ging es weiter ins rund fünfzig Kilometer entfernte Lier, wo am Abend die Begegnung zwischen der Lierse SK und dem KFC Vigor Wuitens Hamme, einem Fusionsverein zweier in Hamme angesiedelter Vereine stattfand.
Fussball, Belgien, Tweede Klasse (EXQI League), neuer Ground
27.12.08 K. Lierse S.K. – K.F.C. Vigor Wuitens Hamme
1:0 (1:0), ca. 7’000 Zuschauer, Herman Vanderpoorten-Stadion, Lier
Das Herman Vanderpoortenstadion besteht aus vier Tribünen, von denen noch lediglich eine aus alten Zeiten stammt. Auch sie soll bald ersetzt werden, doch noch ist unklar ob das dahinterliegende Land gekauft werden kann.
Die Stimmung im Lierse-Fanblock war durchaus erstligawürdig. Die Fans schwenkten unzählige Fahnen und gaben auch eine Schalparade zum Besten. Zudem wurde das Heimteam während neunzig Minuten lautstark unterstützt. Die Gäste, welche nur spärlich vertreten waren, mochten in keinster Weise zu überzeugen. So kam es auch dass Lierse das Spiel mit 1:0 für sich entscheiden konnte. Zum Schluss wurde die Mannschaft von rund 7’000 Zuschauern gebührend verabschiedet.
Fussball, Belgien, Tweede Klasse (EXQI League), neuer Ground
28.12.08 K.V.K. Tienen – U.N. Namur
7:1 (1:0), ca. 1’500 Zuschauer, Bergéstadion, Tienen
Nach einer erholsamen Nacht folgte am nächsten Tag die Fahrt nach Tienen, einer Stadt in der Provinz Flämisch-Brabant. Hier ist der KVK Tienen zu Hause, und jenes Zuhause, das Bergéstadion mitten in der Stadt, wurde über drei Stunden vor dem Spiel erreicht. Es blieb also genügend Zeit für den einen oder anderen Kaffee im gemütlichen Clublokal, und es dauerte nicht lange bis die nächsten, deutlich als Groundhopper erkennbaren Besucher eintrafen.
Zum Kick-off herrschten Temparaturen weit unter dem Gefrierpunkt, und so war es kein Wunder dass in der Halbzeitpause alle ins geheizte Clublokal strömten. In der zweiten Halbzeit lernten wir den Holländischen Groundhopper Dennis kennen und plauderten mit ihm, während die Gäste aus Namur auf dem Platz mit 1:7 untergingen. Zur Stimmung bleibt wenig zu schreiben, es war anscheinend zu kalt für jegliche Fanaktivitäten.
Eishockey, Belgien, Eredivisie, neuer Ground und Länderpunkt
28.12.08 Phantoms Deurne – Olympia Heist op den Berg
1:4 (0:1, 1:1, 0:2), ca. 130 Zuschauer, Ijsbaan Ruggeveld, Antwerpen
Zum Abschluss des Tages sollte sich für Soke eine Premiere ereignen: Sein erstes Eishockeyspiel stand ihm bevor. Und dazu gleich eines in Belgien, einem Land welches ganz bestimmt nicht durch sein Eishockey berühmt wurde. Und so kam es dass die Begegnung zwischen den Phantoms Deurne und Olympia Heist op den Berg vor lediglich etwa 130 Zuschauern über die Bühne ging. Gespielt wurde in der Ijsbaan Ruggeveld in Deurne, einem Stadtteil von Antwerpen. Die Eisbahn ist Teil eines Wintersportkomplexes, welcher unter Anderem auch eine künstliche Skipiste beinhaltet. Die Gäste gewannen das Spiel mit 4:1 und der Tag neigte sich dem Ende zu.
Die Heimfahrt gestaltete sich schiweriger als erwartet, denn Sokes Auto hatte Probleme mit der Heizung, und so war es bei diesen Aussentemparaturen kein Wunder dass die Scheiben gelegentlich sogar von innen vereisten. Irgendwann in der Früh erreichten wir schliesslich den Bahnhof Offenburg, etwa zwanzig ilometer südöstlich des französischen Strasbourg. Hier stieg ich in den Regionalzug welcher mich an den Badischen Bahnhof in Basel brachte, von wo aus es nicht mehr allzuweit nach Hause war.