Jahresabschlusstour 2017 in Italien.
1 01 2018Rund 74 Jahre nachdem sich die Herren Hitler und Mussolini zum letzten Mal auf Italienischem Boden trafen sollte im Venetischen Städtchen Feltre am Fusse der Dolomiten erneut Historisches über die Bühne gehen: Endlich sollte auch ich den Eishockeyländerpunkt Italien abhaken können. Da Italien durch die Vereine aus dem Südtirol stark in der internationalen Alps Hockey League vertreten ist bleiben für die 2. Liga, der Italian Hockey League, kaum mehr nennenswerte Vereine übrig. Innert rund 7 Stunden (inklusive starkem Schneefall im Nordtessin ind einem Pizzastop in Pontechiasso) erreichten wir Mogliano Veneto, einen Katzensprung von der Lagunenstadt Venedig entfernt. Der Himmel schien seine Schleusen nicht mehr schliessen zu wollen und so ging es nach dem Check-In gleich weiter auf überfluteten Landstrassen ins 70 Kilometer entfernte Feltre.
Eishockey, Italien, Italian Hockey League, neuer Ground und Länderpunkt
27.12.2017 HC Feltreghiaccio Junior – Hockey Como
1:6 (0:1, 0:2, 1:3), 263 Zuschauer, Palaghiaccio Drio le Rive, Feltre
Der Palaghiaccio Drio le Rive, Heimat des Tabellenschlusslichts HC Feltreghiaccio Junior war gar nicht leicht zu finden. Für 5 Euro gab es am Eingang einen Fetzen Papier ohne Infos. Das nicht geschlossene Stadion wusste aber zu gefallen und auch Spiel bot gute Unterhaltung. Wie zu erwarten bodigte Como Hockey die Gastgeber gleich mit 6:1. Zeuge dieses Massakers wurden 263 Zahlungswillige. Das Bier kostete 3 Euro für 3dl, einen Glühwein gab es für 2.50 und ein Panino schlug mit 3.50 zu Buche.
Mit dem 14. Eishockeyländerpunkt in der Tasche ging es zurück ins Hotel um am nächsten Tag die Gassen und Kanäle Venedigs zu erkunden, eine der Städte, für die die Massen an Touristen Fluch und Segen zugleich sind. Zwischen all den Shops (die überraschenderweise nicht alle denselben Schrott verkaufen) und den überteuerten Restaurants findet man auch regelmässig Protestplakate oder ein gepflegtes „Tourists fuck off“ an der Wand.
Vor rund 12 Jahren wurde die Stadt in der Adria-Lagune das bisher einzige Mal besucht. Sightseeing kam dabei leider etwas zu kurz. Dies wurde nun nachgeholt. Mit dem Schienenersatzverkehr der Trenitalia ging es für total 2.60 EUR direkt vom Hotel in Mogliano Veneto zur Station Venezia Mestre und von da mit dem Regionalzug über den Damm zur Station Venezia Santa Lucia direkt am Canale Grande. An den Shops vorbei wurden dann Jahre später auch endlich der Weg zur Piazza San Marco und der Rialto-Brücke gefunden. Auch das Wetter war inzwischen zumindest auszuhalten.
Was die Preise angeht weiss man zwar dass Venedig eine Touristenfalle ist, wer aber die Augen etwa offen hält und sich nicht von den üblichen Tricks blenden lässt kommt auch hier günstig über die Runden. Auch für unser 4****-Hotel, welches 20 Minuten vom Canale Grande liegt, zahlen wir inklusive traumhaften Frühstück gerade mal 40 EUR pro Nacht. Ein Bruchteil von den Preisen auf der Insel.
Am nächsten Morgen steuerten wir erst einmal einen Supermarkt an um uns mit etwas Pasta, Amaretto und anderen Dingen für daheim einzudecken. Der Weg führte uns in die hirstorische Stadt Ravenna in der Region Emilia-Romagna. Die Fahrt auf mautfreien Landstrassen dorthin war einfach traumhaft. Ravenna lag ursprünglich direkt an der Adria, inzwischen liegt es aber rund 9 Kilometer entfernt von der Küste. Bei unserer Unterkunft, einem hübschen B&B, hatten wir uns mit Patrick verabredet, welcher uns auf dem Rest der Tour begleiten würde. Leider lag das B&B inmitten einer Fahrverbotszone, welche mit Kameras überwacht war. Auch sonst ist die Verkehrsführung in Ravenna alles andere als autofahrerfreundlich. Mit den Nerven am Ende gab es schliesslich den Passierschein A38 vom Vermieter und ich durfte meine Luxuskarrosse an den Kameras vorbeilenken.
Fussball, Italien, Serie C, neuer Ground
29.12.17 Ravenna FC – Bassano Virtus 55 ST
1:2 (1:1), 1’212 Zuschauer, Stadio Bruno Benelli, Ravenna
Nach dem Check-In bewegte sich unsere Reisegruppe per pedes in Richtung Stadio Bruno Benelli, wo der heimische Ravenna FC um 16:30 Uhr gegen Bassano Virtus anzutreten hatte. Die Billete in der Kurve kosteten gerade mal 10 Euro (8 Euro für die Dame). 1’212 Zuschauer gönnten sich den ganz ansehnlichen Kick in der dritthöchsten Spielkasse. Ich musste noch meinen Auotfahrfrust verdrängen und gönnte mir ein paar Bierchen zum Preis von 2.50 Euro. Komisch dass im Stadion Alkohol ausgeschenkt wird, der Chinese in der Bar nebenan aber wegen dem Spiel nichts ausschenken durfte. Ravenna verlor schliesslich mit 1:2 und wir machten uns auf die Suche nach Nahrung.
Fussball, Italien, Serie A, neuer Ground
30.12.17 ACF Fiorentina – AC Milan
1:1 (0:0), 30’213 Zuschauer, Stadio Artemio Franchi, Firenze
Am nächsten Morgen bereitete uns Vermieter Bruno bereits um 7:00 Uhr das Frühstück zu und wenig später ging es über gefühlte 10’000 Kurven über die Berge nach Florenz. Das Stadio Artemio Franchi wurde schnell gefunden, die Suche nach einem freien Parkplatz dauerte etwas länger, endete aber erfolgreich rund einen Kilometer vom Stadion entfernt. Die Tickets für das Spiel der obersten Spielklasse (Serie A) zwischen der ACF Fiorentina und der AC Milan hatte Patrick zuvor für je 30 Euro online erworben. Das weite Rund war mit über 30’000 Zuschauern überdurchschnittlich gut gefüllt. Überraschend viele Asiaten waren ebenfalls anwesend, sogar eine Zaunfahne vom ACF-Fanclub Tokyo war auszumachen. Leider war das Spiel aber eines der langweiligsten die ich bisher in Italien gesehen hatte, kein Wunder bewegen sich beide ehemaligen Spitzenteams im Mittelfeld der Tabelle. Emotionen waren kaum zu spüren. Gelangweilt verliessen wir also das Stadion nach dem 1:1-Unentschieden wieder um den nächsten ground anzusteuern. Sightseeing in Florenz hatten wir schon vor einem jahr absolviert.
Erst einmal war aber Stau angesagt. Rund eine Stunde standen wir in der Stadt um auf die Schnellstrasse zu gelangen. Irgendwann war es aber genug und wir wählten unseren eigenen Weg durch die Nebenstrassen. Die richtige Entscheidung. Nach rund einer Stunde Fahrzeit wurde das kleine Städtchen Pontedera in der Provinz Pisa erreicht. Die Eintrittskarten für 14 bzw 11 Euro auf der Haupttribüne waren schnell organisiert, eine Nahrungsquelle zu finden war leider nicht allzu einfach.
Fussball, Italien, Serie C, neuer Ground
30.12.17 US Pontedera – AS Lucchese Libertas
3:2 (3:1), 603 Zuschauer, Stadio Ettore Mannucci, Pontedera
Viele Zuschauer waren im Stadio Ettore Mannucci nicht anwesend, geschätzte 600 an der Zahl. Neben uns waren noch ein paar andere Groundhopper und eine komische Delegation adrett gekleideter Amerikaner im fortgeschrittenen Alter welche als Rugby-Fans erkennbar waren.Als nach weniger als 10 Sekunden bereits das 1:0 hätte fallen müssen war klar dass wir nun für das trostlose Gekicke davor entschädigt werden würden. Nach 6 Minuten fiel dann auch das überfällige erste Tor für die Gäste, Torschütze Massimilio Pesenti sollte noch zwei weitere Male treffen. 3:2 ging die Partie, eine der spielerisch besten bisher in Italien überhaut, am Ende aus. Sowohl Pontedera als auch die Gäste aus dem nahegelegenen Lucca boten einen akzeptablen optischen uns akkustischen Support im Rahmen ihrer Möglichkeiten.
Nach einer letzten Pizza führte uns der Weg mit ein paar Stopps zurück in die Heimat welche am frühen Morgen des letzten Tages von 2017 erreichte wurde. Eine schöne, wenn auch nicht ganz billige Italien-Tour ging zu Ende und ich nutze die Gelegenheit Euch allen ein schönes 2018 und viele neu Grounds (wer damit etwas anfangen kann) zu wünschen.
Kategorien : Italien