Jamaika: Enttäuschende Menschen und schöne Landschaften.
1 03 2015Erneut wartete ein Flieger von JetBlue auf mich, dieses Mal sogar pünktlich. Die Destination lautete Montego Bay, Jamaika und der Anflug über das türkisblaue Wasser rund um den Sangster International Airport war äusserst spektakulär. Die Einreise dauerte eine Weile, da ich erst zur Quarantänestation musste. Da ich zuvor in Mexiko war wurde ich auf Malariasymptome geprüft. Zum Glück war meine Grippe auskuriert, sonst hätte es womöglich noch länger gedauert.
Am eher kleinen Flughafen gab es unzählige Taxis für 20-25 USD. Doch da „MoBay“ nur wenige Kilometer entfernt lag war das pure Abzocke (wie so vieles in Jamaika). Ich nahm ein Sammeltaxi welches mich für 100 Jamaican Dollar (100 JMD = 0.82 CHF) zum Transportation Centre brachte. Von da ging es mit einem anderen Sammeltaxi zum selben Preis zum etwas erhöht gelegenen Bethel Court Guesthouse wo ich für 20 USD pro Nacht in einem kleinen, stinkigen Dorm unterkam.
Da ich hungrig war gönnte ich mir kurz nach der Ankunft zusammen mit dem Dänen Thor eine Portion Jerk Chicken (420 JMD) und ein Red Stripe-Bier (115 JMD). Jerk Chicken ist das eher langweilige Nationalgericht Jamaikas. Ein mariniertes Hühnchen mit Reis. Allgemein hat mir das Essen in Jamaika nicht wirklich geschmeckt. Es ist leider sehr eintönig. Da ich ein grosser Fan von Meat Pies bin haben mir jedoch die überall erhältlichen Beef Patties, eine Art Empanadas sehr gemundet.
Thor ist wohl einer der interessantesten Menschen denen ich je begegnet bin. Unterstützt vom Roten Kreuz ist er auf der Mission der erste Mensch der Welt zu werden der alle Länder der Erde bereist hat ohne je ein Flugzeug betreten zu haben. Seit eineinhalb Jahren ist er untwerwegs und hat bisher knapp 80 Länder hinter sich. Hier könnt Ihr seine Reisen mitverfolgen: http://www.onceuponasaga.dk/
Die Stadt Montego Bay ist eher dreckig und langweilig. Es gibt den sogenannten „Hip Strip“, eine Strasse in der es ein paar Bars und schöne Privatstrände hat. Hierher kommen vor allem die amerikanischen Kreuzfahrttouristen die nur wenige Stunden im Ort bleiben um ihre Dollars loszuwerden. Wir gönnten uns einen teuren Drink bei Jimmy Buffet’s Margaritaville, da mein Deutscher Begleiter unbedingt die dortige Wasserrutsche ausprobieren wollte. Die öffentlichen Strände sind eher Durchschnitt und liegen direkt neben dem Flughafen. Immerhin kann man von da die landenden Flugzeuge beobachten.
Mit einem Sammeltaxi fuhr ich nach 2 Nächten zusammen mit dem Engländer Graham für 400 JMD vorbei an den schönen Resorts nach Ocho Rios. Der Ort gefiel mir schon etwas besser, war aber auch viel touristischer. Wir wollten im Reggae Hostel einchecken, doch meine bestätigte Buchung war unauffindbar. So musste ich in ein anderes Hotel ausweichen, welches am Ende gleich teuer, aber viel komfortabler war. Auserdem gabs von Hostelworld insgesamt 60 USD Entschädigung.
Reggae-Musik und der dazugehörige Konsum eines berauschenden Heilkrautes sind in Jamaika allgegenwärtig. Und wer verkörperte diese Lebensphilosophie besser als Robert Nesta Marley, allgemein bekannt als Bob Marley. Es war der 6. Februar und somit der 70. Geburtstag des jamaikanischen Volkshelden. Das Reggae Hostel organisierte eine Busfahrt nach Nine Miles, seinem Geburtsort in dem nun auch seine sterblichen Überreste begraben liegen.
Leider war die Tour wie fast alles sehr schlecht organisiert und absolut überteuert. Die Fahrt durch den Fern Gully-Regenwald und das jamaikanische Hochland war wunderschön. Nine Miles ist ein kleines Dorf weit abseit der Zivilisation, doch an diesem Tag schien sich halb Jamaika dort zu versammeln. Während der Kiffer-Fraktion teure Touren und schlechtes Gras verkauft wurden machte ich mich mit zwei Schweizerinnen auf den nicht überlaufenen Teil des kleinen Dorfes zu erkunden. Wir besuchten eine Schule wo gerade ein Wettkampf stattfand und verbachten den Rest des Tages mit den Kindern. Auch unsere Bierchen genossen wir im unteren Teil des Dorfes zu fairen Preisen während man vor dem Mausoleum unverschämte 500 JMD für ein kleines Red Stripe zahlte. Highlight sollte laut dem Hostel die Strassenparty mit Live-Musik werden die hier den ganzen Tag statfinden sollte. In Wahrheit spielte lediglich ein DJ schlechten Dancehall und dies auch erst kurz vor Mitternacht, und da war auch schon die Heimfahrt angesagt.
Am nächsten Tag war die Fahrt nach Kingston, der Hauptstadt des Landes angesagt. Da um 15:00 Uhr endlich Fussball auf dem Programm stand machte ich mich um 9:00 Uhr auf die Socken. Es waren ja nur 90 Kilometer auf der Autobahn zu bewältigen. In Jamaika fahren die Busse leider erst wenn sie voll sind. Nur geht der normale Jamaikaner bei Regen nicht aus dem Haus und genau jetzt fing es an zu regnen. Nach 2 Stunden im Bus (bei laufendem Motor!) ging es endlich los. Nach 15 Minuten war jedoch wieder Schluss, denn ein Reifen war platt. Dies war auch kein Wunder, hatte er doch so gut wie kein Profil mehr. Da kein Wagenheber vorhanden war mussten erst andere Busse angehalten werden. Nach etwa einer Stunde ging es dann weiter.
Die Fahrt dauerte ewig und etwa drei Mal versicherte mir der Fahrer dass er beim Halfway Tree Transportation Centre anhalten würde, da dies unweit vom Hostel liegt. Denkste, irgendwo Downtown hiess es dann Endstation und ich durfte ein Taxi nehmen. Um 14:30 Uhr erreichte ich das Reggae Hostel in Kingston, checkte ein, schmiss meine Rucksäcke ins Zimmer und fuhr mit dem Taxi ins naheglegene Barbican Stadium, welches ich um 14:50 Uhr erreichte. Just in dem Moment in dem auch hier der Himmel seine Schleusen öffnete.
Fussball, Jamaika, Red Stripe Premier League, neuer Ground und Länderpunkt
08.02.15 Barbican FC – Reno FC
2:2 (1:1), ca. 100 Zuschauer, Barbican Stadium, Kingston
Nun, immerhin fand das Spiel der Red Stripe Premier League statt, obwohl kaum Zuschauer anwesend waren. 500 JMD kostete der Spass, dafür gab es Bier und Suppe (natürlich inklusive Hühnerfuss) zu fairen Preisen. Das Spiel auf dem fürchterlich aussehenden Rasen war ganz unterhaltsam und vor allem in der Schlussphase richtig spannend. Das Stadion war eher ein Fussballplatz mit 2 einfachen Tribünen und einem Clubhaus. Da die Halbzeitpause sehr lange dauerte und keine Taxis anwesend waren fiel das zweite Spiel des Tages auf dem Nebenplatz des Nationalstadions leider ins Wasser.
Nun blieb mir noch eine Woche bis zum Weiterflug. Eigentlich hatte ich vor noch andere Ecken Jamaikas zu bereisen, doch leider war ich von dem Land bis dahin mehr als nur enttäuscht worden. Der Grund dafür waren in erster Linie die Einheimischen die unhöflich, aufdringlich, verlogen und geldgierig sind. Man muss aber auch sagen dass dies eigentlich ausschliesslich auf die Männer und Jungs zutrifft. Ständig hört man Sätze wie „Hey Whitey, give me money!“ oder man wird unaufgefordert begleitet, hört ein paar Lügengeschichten und soll dann 20 USD dafür zahlen. Auch sollte man in Jamaika nachts sehr vorsichtig sein, da die Kriminalität sehr hoch ist.
Den Rest der Woche blieb ich also in Kingston, traf hier einige nette Leute (darunter viele Schweizer) und besuchte die wenigen Highlights von Kingston. Äusserst sehenswert war das Devon House, welches 1881 erbaut wurde und insbesondere durch seine Bäckerei berühmt wurde, welche unglaubliche Lobster-Patties und himmlische Glacé verkauft (mein Favorit: Cream & Cookies).
Interessant war auch der lange Marsch nach Downtown, wo man einige Ecken zu sehen bekommt die an einen Kriegsschauplatz erinnern. Der Emancipation Park, bekannt für seine Statue eines nackten Paares, war eher enttäuschend. Eine Tour in die berühmten Blue Mountains blieb mir leider verwehrt da eine Tour abgesagt wurde und die andere am Tag meiner Abreise stattfand.
Mit gemischten Gefühlen verliess ich Jamaika am frühen Morgen. Ein Schweizer Reggae-Sänger meinte mal wer Jamaika als „Sweet“ bezeichne, der untertreibe. Ich kann Jamaika definitv niemandem empfehlen. Seit Indien hat mich eigentlich kein Land mehr so enttäuscht wie dieses Eiland. Teilweise lag es vielleicht auch anden hohen Erwartungen, doch in späteren Gesprächen mit anderen Reisenden stellte ich fest das die meisten so denken. Wer hier in einem Resort im Pauschalurlaub weilt sieht dies vielleicht anders.
Das Taxi zum Norman Manley International Airport kostete nochmals fast ein Tagesbudget. Ich gönnte mir ein Frühstück, wechselte das restliche Geld zurück und stieg in eine fast leeren Flieger der Cayman Airways.
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