Bereits im Dezember stolperte ich über ein tolles Angebot der slowenischen Star Alliance-Airline Adria Airways. Für 130 Euro (gebucht über edreams.de) buchte ich einen Flug ins mazedonische Skopje und zurück mit Umsteigen in Ljubljana. Wucher werden meine deutschen Ryanair-Freunde sagen, ein Schnäppchen sage ich, der lieber mit „richtigen“ Airlines fliegt.
Los ging es am Freitagmorgen per Bahn. Die kurze Anreise nach Zürich kann man gut verkraften. Auch das seit Anfang des Jahres kostenlose Internet im ganzen Flughafen wurde anschliessend rege genutzt ehe es pünktlich in die slowenische Hauptstadt ging. Geflogen wurde mit einer CRJ-900, einer sehr kleinen Maschine des Herstellers Bombardier. Nach dem ersten leckeren Laško-Bier an der Flughafenbar gesellten sich Jonny und Markus zu mir, welche aus München bzw. Frankfurt kommend den gleichen Flug nach Skopje gebucht hatten. Ausser der quasi inexistenten Verpflegung (Kaffe, Tee und Wasser) gab es an Adria Airways übrigens nichts auszusetzen.
Am topmodernen Flughafen in Skopje angekommen checkten wir erst einmal ab wie wir in die Stadt kommen. Der Bus für 150 Dinar (1 CHF = ca. 50 Dinar) fuhr uns unmittelbar vor der Nase ab. Inzwischen zu viert (den Kurpfälzer Thomas trafen wir an der Flughafenbar) erkundigten wir uns erst einmal bei der örtlichen Taximafia nach den Tarifen und sicherten uns einen Fahrer für den nächsten Tag, schliesslich hatten wir ja noch etwas vor.
Schliesslich trafen wir mit dem Bus im Zentrum ein und verteilten uns auf unsere Unterkünfte. Ich hatte mit dem Hostel Shanti eines der besten Hostels seit langem ausgesucht. Richtig familiär, nette Besitzer und super gelegen. Thomas hatte inzwischen im Supermarkt Tickets für das Länderspiel gekauft (200 DIN) und so marschierten wir Richtung Innenstadt.
Fussball, Mazedonien, WM-Qualifikation, neuer Ground und Länderpunkt
22.03.13 Mazedonien – Belgien
0:2 (0:1), 15’947 Zuschauer, Nacionalna Arena “Filip II Makedonski”, Skopje
An der ersten Gyros-Bude, welche von den belgischen Schlachtenbummlern in Beschlag genommen war befriedigten wir erst einmal unsere Mägen ehe es weiter zum eben erst fertigestellten Nationalstadion von Mazedonien ging. Vermutlich war auch der eisige Wind Schuld dass sich „nur“ 25’000 Zuschauer in der modernisierten Arena einfanden. Wir fanden uns im Gästeblock wieder, was am Ende eine rund halbstündige Verzögerung zufolge hatte. Immerhin begrüssten uns die Mazdeonier mit einer hübschen Choreo zu Spielbeginn, welche aufgrund der fehlenden Zuschauer leider nicht so ganz zur Geltung kam.
20 Sekunden waren gespielt als Mazedonien in Führung hätte gehen sollen. Auch im weiteren Verlauf des Spiels waren es die Gastgeber welche die besseren Chancen hatten, doch wie so oft gewannen am Ende die Anderen, nämlich mit 2:0, wobei ein Tor vom Elfmeterpunkt fiel.
Nach dem Spiel trafen wir uns wieder mit Jonny und Markus vor der Gyros-Bude und checkten das Nachtleben von Skopje aus. Am Freitag geht es hier eher ruhig zu und wir fanden uns bald in einer kubanischen Bar wieder, wo wir uns durch die Cocktailkarte schlürften.
Am nächsten Tag standen Jonny und Markus wie ausgemacht zusammen mit unserem Taxifahrer Jusso vor der Türe des Hostels. Seine Dienste haben wir uns für den ganzen Tag gesichert, dies für insgesamt 80 Euro, was man zu dritt verkraften kann. Ohne Umwege fuhren wir in Richtung Grenze und ohne Probleme (ausser ein paar dummen Fragen vom Zöllner) fanden wir uns kurze Zeit später in der Republik Kosovo wieder.
Der Kosovo ist einer der jüngsten Länder der Erde und ein sogenanntes De-facto-Regime, wird also noch nicht von allen Ländern anerkannt. Auch der Fussballverband ist noch nicht Mitglied von FIFA und UEFA, wobei dieser aber mit Ausnahme des A-Teams inzwischen internationale Testspiele austragen darf.
Unser Ziel war jedoch nicht die Hauptstadt Priština sondern die Statd Skënderaj, etwas weiter nordwestlich. Auf der Fahrt dorthin fielen uns vor allem die vielen Autos, Busse und Lastwagen mit deutscher und schweizerischer Werbung auf. Die meisten Fahrzeuge (und auch andere Dinge) wurden aus Westeuropa importiert. Auch 2 von meinen ehemaligen Fahrzeugen fahren hier noch irgendwo herum. Auf der Autobahn begegneten uns gepanzerte Fahrzeuge der schweizerischen KFOR-Truppen, die hier immer noch nach dem Rechten sehen. Sicher nicht zuletzt mit Hilfe ihrer Verwandten in Deutschland und der Schweiz scheint hier jeder am bauen zu sein. Überall enstehen neue Häuser und Strassen, ein Konzept scheint jedoch nicht vorhanden zu sein, genaus wenig wie Deckfarbe.
Nachdem wir Skënderaj erreicht hatten und uns am örtlichen Stadion die Anspielzeit hatten bestätigen lassen gönnten wir uns ein opulentes Mahl im vermutlich besten Restaurant in der Gegend. Für gerade einmal 7 Euro pro Gaumen erhielt jeder von uns eine deftige Fleischplatte und 2 Flaschen des lokalen Gerstensaftes. Obwohl der Kosovo nicht Mitglied der Europäischen Währungsunion ist gilt der Euro als offizielles Zahlunsgmittel, jedoch ohne eigene Münzen.
Fussball, Kosovo, Raffeisen Superliga, neuer Ground und Länderpunkt
23.03.13 KF Drenica – KF Trepça ’89
0:0 (0:0), ca. 1’000 Zuschauer, Stadiumi Bajram Aliu, Skënderaj
Für 1 Euro durften wir anschliessend das Stadion betreten. Selbst unser Fahrer Jusso liess sich das Spektakel nicht entgehen. Wobei Spektakel wohl massiv übertrieben ist. Rund 1’000 Zuschauer wollten die Begegnung zwischen KF Drenica und KF Trepça ’89 sehen. Leider war das Niveau des Spiels sehr tief angesetzt und Tore fielen auch keine. Immerhin schickte einer der fleissigen Verkäufer jedes Mal seine Sohn los wenn wir ein Verlangen verspürten unsere Kehle anzufeuchten.
Das Stadiumi Bajram Aliu kann sich inzwischen auch sehen lassen, da auf der Gegenseite der Haupttribüne eine weitere Stehplatzrampe gebaut wurde. Toiletten gibt es keine, man geht einfach hinter die Garderoben. Auch um auf die Stehrampe zu gelangen muss man sich erst durch Dreck und steile Treppen kämpfen. Alles in allem genau die Sorte Stadion die ich mag.
Nach dem Spiel durften wir keine Zeit verlieren. Jusso wusste dass und hatte das Auto bereits in eine bessere Position umparkiert. Die Grenze wurde zügig passiert und fast rechtzeitig trafen wir in der Handballhalle von Skopje ein. Das Champions League-Rückspiel zwischen HC Metalurg Skopje und HC Dinamo Minsk war mit fast 7’000 Zuschauern restlos ausverkauft. Die Stimmung in der Halle war fantastisch und somit gerade richtig für mein erstes Handball-Spiel. Am Ende gewannen die Platzherren mit 24:22 und zogen in die nächste Runde ein.
Noch war der Abend nicht zu Ende. Es war schliesslich Samstag und nun wollten wir die örtliche Clubszene austesten. Nun ja, um 23:00 sollte man noch vor keinem Club stehen, da diese dann noch nicht mal geöffnet haben, So glühten wir erst in eienr netten Bar etwas vor ehe es dann irgendwann doch noch in die Tiefen der mazedonischen Disco-Welt ging. Etwa gegen 4:00 Uhr morgens fand die Nacht dann ein Ende.
Der Sonntagmorgen wurde noch für etwas Sightseeing im hübschen Stadtzentrum von Skopje genutzt ehe es mit dem Taxi für knapp 15 Euro zum Flughafen ging. Hier trafen wir nochmal auf Jusso, der inzwischen all seinen Kollegen vom Ausflug in den Kosovo erzählt hatte. Pünktlich ging es mit Adria Airways zurück nach Ljubljana und kurz darauf weiter nach Zürich, wo mich meine Eltern wieder einmal abholten.
Eine Reise auf den Balkan kann ich jedem empfehlen und auch ich werde in nächster Zeit versuchen öfters in die Gegend zu reisen. Immerhin fehlt mir noch Albanien.