Eine ungewöhnliche Reise nach Moldawien.

1 04 2009

Mehr als zwei Tage vor dem eigentlichen Ziel, dem Länderspiel Moldawien – Schweiz, quälte ich mich frühmorgens aus dem Bett um den Zug Richtung Süden zu erwischen. In Chiasso angekommen wechselte ich auf die Italienische Bahn, welche mich für 5.10 Euro nach Bergamo brachte. Vom Bahnhof Bergamo fuhr dann ein Linienbus zum Flughafen Orio al Serio (1.70 Euro), von wo aus mein Flug nach Bukarest startete.

Da direkt neben dem Flughafen ein riesiges Shoppingcenter liegt, verbrachte ich die Wartezeit mit dem Bestaunen der riesigen Fleisch- und Käsetheken, ehe ich mich zurück ins Flughafengebäude begab. Hier traf ich dann auch auf die beiden Gossauer Beat und Dani, welche denselben Flug gebucht hatten.

Mit etwas Verspätung hob die Ungarische Billigairline schliesslich doch noch in Richtung Rumänien ab. Ziel war der Flughafen Băneasa, welcher bis vor kurzem eigentlich nur für Inlandflüge diente. Dementsprechend eng ist es auch im Inneren des kleinen Terminals. Vor dem Flughafen orientierten wir uns erst einmal über die Lage unserer Unterkünfte. Da mein gebuchtes Hostel am anderen Ende der Stadt lag als das Hotel der anderen liess ich meine Reservierung verfallen und übernachtete bei den restlichen Ostschweizern im grössten Hotel der Europäischen Union. Die Taxifahrt mit dem Bulgaren Nello wird wohl auch allen Beteiligten im Gedächtnis bleiben. Dem Portier lag alles daran das den schäbigen Lada möglichst schnell aus der Hoteleinfahrt zu vertreiben.

Nach ein paar Flaschen Ursus (einem der besten Biere überhaupt) begaben wir uns ins hoteleigene Casino, wo jeder von uns ein halbes Vermögen (vorsicht Ironie) verzockte. Es wurde auf jeden Fall eine kurze Nacht und man freute siche umsomehr auf das ausgiebige Frühstück am nächsten Morgen.

Fussball, Rumänien, Liga a III-a, neuer Ground und Länderpunkt
27.03.09 SC Juventus Bucuresti – ACS Berceni
1:0 (0:0), ca. 500 Zuschauer, Stadionul Juventus, Bucuresti

Am Freitag war dann Sightseeing angesagt, doch ausser dem Parlamentspalast, einem der grössten Gebäude der Welt, fanden wir keine nennenswerten Sehenswürdigkeiten. Die Stadt an sich war allerdings durchaus interessant. Umso mehr freuten wir uns über einen Anruf, welcher uns bestätigte dass heute, am Freitagnachmittag, ein Spiel der dritthöchsten Rumänischen Spielklasse stattfinden sollte.

Mit etwas Mühe wurde das Stadionul Juventus schliesslich auch gefunden. Wie der Name verrät handelt es sich um die Heimstätte des SC Juventus Bucuresti. Gegner am heutigen Tag war der ACS Berceni. Der Eintritt war frei und es fanden sich rund 500 Zuschauer im recht ansehnlichen Stadion zwischen den Plattenbauten ein. Einen Wasserwerfer gab es auch, doch dieser wurde so zugeparkt dass eine Einsatz unmöglich gewesen wäre. Nötig wäre es ohnehin nicht gewesen. Das Spiel ging mit 1:0 zu Gunsten der Gastgeber aus, von Gästen war weit und breit nichts zu sehen.

Nach dem Spiel begaben wir uns (inzwischen verstärkt durch eine Grupper Berner) zum Gara de Nord, wo unser Zug nach ChiÅŸinău starten sollte. Vorerst war allerdings eine Stärkung im Bahnhofsrestaurant nötig. Das Essen schmeckte gut und war unglaublich günstig (ca. 5.00 Sfr.).

Der Nachtzug versprühte einen Hauch Transsib-Romantik. Die Betten wären eigentlich ganz angenehm gewesen, hätte im Abteil nicht eine Temperatur von geschätzten 40° Celsius geherrscht. Die Nacht wurde ohnehin mehr oder weniger durchgezecht, und auch die Zollkontrolle und der Räderwechsel an der Grenze verlief ohne Probleme. Eine Retour-Karte kostete 174 Rumänische Lei, zzgl. der Reservierung aus der Schweiz.

Früh am Morgen erreichten wir schliesslich ChiÅŸinău, die Hauptstadt des ärmsten Landes Europas. 80% der Bevölkerung soll hier arbeitslos sein. Tatsache aber ist, dass ChiÅŸinău viel sauberer als etwa Bukarest ist. Als erstes fallen einem die unzähligen Wechselstuben auf, obwohl es hier anscheinend kaum Touristen gibt.

Wir machten uns auf den Weg zum Hotel, welches direkt am Bahnhof liegt. Die Übernachtung war günstig und die Zimmer in Ordnung, mit Ausnahme des Badezimmers. Nach einer kurzen Dusche verliessen wir den riesigen Bunker auch gleich wieder um uns in der Innenstadt eine Stärkung zu holen. Fündig wurden wir im Reastaurant Jasmin, wo neben dem Essen auch die Bedienung entzücken konnte.

Anschliessend wurde eine Weile im Gradina Publica Åžtefan cel Mare, einem schönen Park im Herzen der Stadt abgehängt. Es folgte noch ein kurzer Marsch zum Irish Pub, ehe sich alle gemeinsam mit dem Taxi zum Stadionul Zimbru.

Fussball, Republik Moldau, WM-Qualifikation, neuer Ground und Länderpunkt
28.03.09 Republik Moldau – Schweiz
0:2 (0:1), 10’000 Zuschauer (ausverkauft), Stadionul Zimbru, ChiÅŸinău

Beim Stadionul Zimbru handelt es sich um ein auffallend modernes Stadion mit etwas mehr als 10’000 Plätzen (welche am heutigen Abend alle ausverkauft waren). Schon vor dem Spiel kam man mit den Einheimischen in Kontakt, welche alle sehr freundlich waren und sich über den Besuch aus „Elvetia“ freuten. Rund 500 Schweizer fanden sich im Gästeblock ein, dazu ein paar Dutzend auf der Haupttribüne.

Das Spiel war kein Highlight, die Schweizer schossen ihre zwei Pflichttore, glänzten aber ansonsten durch Faulheit und Arroganz. Traurig was aus diesem Team geworden ist. Nur ein paar wenige Spieler konnten wirklich überzeugen. Nach dem Spiel folgte ein Erinnerungsfoto mit der Polizei, ein Schnitzelessen und eine ausgiebige Party im 17. Stock des Hotel Cosmos. Nur wenige schafften es am nächsten Morgen zum Frühstück.

Der Nachmittag wurde noch etwas mit Einkaufen, Essen und erholen verbracht, ehe uns der Nachtzug (diesmal fast ausschliesslich mit Schweizern gefüllt) zurück nach Rumänien brachte. Auf dem Weg zu unseren Flughäfen trennten sich unsere Wege, da ich der einzige war der von Băneasa flog. Zusammen mit ein paar Baslern wurde die Zeit doch noch einigermassen unterhaltsam überbrückt, ehe uns der Vogel der Wizzair zurück nach Bergamo brachte. Die Rückfahrt hätte ich echt nicht mehr gebraucht, doch gegen 23:00 durfte ich endlich todmüde ins Bett sinken.