Siem Reap und die Tempel von Angkor.

4 10 2008

Am Mittwoch reisten wir von Phnom Penh mit einem ziemlich ungemütlichen, jedoch klimatisierten Reisebus nach Siem Reap im Norden des Landes. Unser Fahrer hielt es auch für nötig auf dieser rund 6-stündigen Reise zwei längere Pausen einzulegen.

Am späten Nachmittag erreichten wir schliesslich die Touristenstadt Siem Reap, wo wir am Busbahnhof von einem Tuk Tuk-Fahrer abgeholt wurden. Hatten wir doch dieses Mal unser Gästehaus schon im voraus gebucht, welches sich als wahrer Glücksgriff herausstellte. Allgemein sind die Menschen in Kambodscha bisher die freundlichsten (aber zugleich ärmsten) die wir bisher auf unserer Reise getroffen haben.

Den Donnerstag verbrachten wir wie geplant grösstenteils im Gästehaus und auf dem wenig spannenden Markt. Schliesslich will man ja zwischendurch auch etwas entspannen. Am Abend war eigentlich ein Besuch der örtlichen Partymeile mit dem Deutschen Klaus angesagt, doch meine Wenigkeit musste bereits nach dem ersten Bier aufgrund von Magenproblemen den Rückzug antreten.

Der geplante Besuch der Tempel von Angkor am nächsten Tag musste ebenso verschoben werden. Gründe dafuer waren inzwischen massiv ueberhöhte Temperaturen meinerseits, sowie die kurze und alkoholreiche Nacht meines Begleiters.

Um Siem Reap zu besuchen gibt es eigentlich nur zwei Gründe: Entweder man besucht das Kantha Bopha-Kinderkrankenhaus des Schweizers Dr. Beat Richner, oder eben die riesige Tempelanlage Angkor, welche sich vor den Toren der Stadt auf über 200 Quadratkilometern erstreckt und mehrere ehemalige Hauptstädte beinhaltet.

Hier befand sich vom 9. bis zum 15. Jahrhundert das Zentrum des historischen Khmer-Königreiches Kambuja. Bis heute wurden bereits mehr als 1’000 Tempel und Heiligtümer unterschiedlicher Größe entdeckt. Angeblich sollen hier über eine Million Menschen auf mehr als 1’000 Quadratkilometern gelebt haben.

Direkt vom Gästehaus folgten wir per Tuk Tuk dem Strom der Touristen, berappten brav die stolzen 20 US-Dollar Eintritt und begutachteten die wichtigsten der unzähligen Tempelanlagen, allen voran Angkor Wat, den grössten Tempelkomplex der Welt. Einige davon sind wieder restauriert worden, andere wurden so belassen, wie sie von der Natur über Jahrhunderte zurückerobert wurden. Es kommt also häufig vor, dass ganze Dächer eingestürzt sind, und inmitten des Tempels Bäume herausragen, ja diese sogar umschlingen.

Manche Gebilde musten zuerst durch einen anstrengenden Aufstieg erklommen werden, andere, von den Touristen einigermassen verschonte, boten lauschige Plätzchen zum verweilen. Zusammenfassend können wir von Angkor sagen dass diese Anlage etwas vom beeindruckendsten ist, dass wir je gesehen haben. Zumal ja ein grosser Teil bisher noch gar nicht freigelegt wurde.

Nun geniessen wir den letzten Abend in Siem Reap, ehe es morgen auf eine 12-stündige Busreise geht.

Wer sich über die Kantha Bopha-Kinderkrankenhäuser von Dr. Beat Richner in Kambodscha informieren möchte und/oder etwas spenden möchte kann dies hier tun: http://www.beat-richner.ch



Von Chau Doc nach Phnom Penh.

30 09 2008

Nach einer rund zwölfstündigen Reise mit Fahrrad, Boot und Bus auf dem Mekong und seinen zahlreichen Nebenflüssen erreichten wir samstags ziemlich spät am Abend die kambodschanische Hauptstadt Phnom Penh. Eigentlich waren wir ziemlich froh darüber dass uns der Fahrer direkt bei einem Gästehaus seiner Wahl auslud, denn die Reise hatte uns doch ziemlich viel abverlangt.

Am nächsten Tag vertrieben wir uns die Zeit mit einem kleinen Stadtrundgang und einem Besuch im Nationalstadion, in dem wir leider einmal mehr kein Spiel verfolgen konnten. Am Abend ertönte plötzlich dröhnend laute Technomusik aus der Nachbarschaft. Nach wenigen Schritten stellten wir fest, dass diese zu einem Wasserspiel gehörte, welches im benachbarten Park gerade gezeigt wurde.

Tags darauf folgte erneut ein trauriges Kapitel in der Geschichte. Von 1975 bis 1979 regierte die Guerillatruppe „Rote Khmer“ das Land. Während dieser Zeit fanden rund zwei Millionen Menschen in Kambodscha (welches zu der Zeit Kampuchea hiess) den Tod, viele davon wurden vorher auf brutalste Weise gefoltert, ehe sie vor Ihren Gräbern mit Schaufeln erschlagen wurden. Auch unzählige Kinder wurden getötet, indem sie schlichtweg gegen einen Baum geschlagen wurden.

Viele dieser Verbrechen geschahen in der ehemaligen Schule Tuol Sleng, welche später zu einem Konzentrationslager umfunktioniert wurde. Heute befindet sich im selben Gebäude ein Museum. Vor dem Muesumsbesuch fuhren wir allerdings zu den „Killing fields“, rund 14 Kilometer ausserhalb der Stadt. Hierher wurden die Gefangenenen deportiert, ehe sie in Massengräbern verscharrt wurden, manchmal tot, manchmal lebendig. Inmitten des Parks thront ein riesiger Glasturm, in welchem tausende von menschlichen Schädeln aufgebahrt sind. Rund 17’000 Leichen wurden alleine hier in Choung Ek gefunden.

Heute folgte der um einiges angenehmere Teil unseres Aufenthaltes hier. Wir spazierten zum Supermarkt und besorgten unsere Tageseinkäufe: 14 Zahnbürsten, 6 Seifen, 4 grosse Tuben Zahnpasta, Spielzeug und 25 Kilogramm Reis. Wozu? Zusammen mit einem Tuk Tuk-Fahrer brachten wir diese Dinge in ein nahegelegenes Waisenhaus.

Hier wurden wir von vielen lachenden Kindern empfangen, welche sich riesig über die mitgebrachten Präsente freuten. Schliesslich leben sie hier in ärmsten Verhältnissen. Auf zwei Zimmer verteilt leben hier rund 34 Kinder verschiedenster Altersstufen. Einige der Kinder waren jedoch nicht anwesend, da hier drei Tage lang das Fest Pchum Ben gefeiert wird. Als Krönung des heutigen Feiertages servierten uns die Kinder ein Stück Bananen-Reiskuchen, welches trotz etwas gewöhnungsbedürftigem Aussehen hervorragend schmeckte.

Viel zu früh mussten wir wieder in Richtung Gästehaus aufbrechen, von wo aus noch der Spaziergang zum Italiener unseres Vertrauens erfolgte.