Gyros, Ouzo und Fussball: Ein Wochenende in Athen.

16 11 2010

Freitag in aller Herrgottsfrühe: Direkt im Anschluss an die Nachtschicht nahm ich den Weg Richtung Italien in Angriff. Ziel war die kleine Gemeinde Lonate Pozzolo. Hier konnte ich mein Gefährt für die nächsten 4 Tage kostengünstig (18 Euro) auf einen bewachten Parkplatz stellen. Da meine Reservierung wie erwartet nicht angekommen war motzte der Nachtwächter ein wenig rum, schliesslich musste er die Quittung nun von Hand schreiben.

Zum rund 10 Kilometer entfernten Flughafen Milano-Malpensa wird man dann per Minibus gebracht. Zumindest war der Fahrer hier gutgelaunt, hatte er doch neben mir ein paar hübsche junge Mädels zu chauffieren. Das Terminal 2 (in dem Easy Jet die Alleinherrschaft hat) befindet sich dann noch einmal ein paar Kilometer weiter.

Malpensa wäre für meinen Flug nach Athen nicht einmal die günstigste Variante gewesen, doch die Flughäfen der Schweiz konnten mit den Abflugzeiten nicht ganz mithalten. Terminal 2 ist übrigens eines der miesesten Terminals das ich je gesehen habe. Für die 2 Stunden Wartezeit hatte ich kurzfristig denn Kaffeeautomaten (80 Cent pro Kaffee) zu meinem besten Freund erklärt.

Die gut 2 1/2 Stunden Flug vergingen wie im Flug (eigentlich logisch, oder?) und beim orangen Billigflieger gibt es auch nicht viel Neues ausser dass der Kaffee wieder mal teurer geworden ist. In der griechischen Hauptstadt angekommen musste erst einmal der Weg in die Innenstadt bewältigt werden. Hierzu wählte ich den Bus X95. Dieser ist zwar 10 Minuten langsamer aber mit 3.20 Euro halb so teuer wie die Metro. Für die Metro in der Innenstadt kam dann noch die 24h-Karte für 3 Euro hinzu.

Unweit der Metrostation Monastirakis hatte ich zuvor über hostelworld.com ein Bett reserviert. Das mit knapp 15 Euro pro Nacht ziemlich günstige Hostel Zeus konnte aber nicht wirklich überzeugen. Für zum schlafen reichte es aber allemal. Der restliche Tag wurde für einen Bummel durch Monastirakis, der Gegend unterhalb der mächtigen Akropolis genutzt. Nach einem Gyros und einem grossen Mythos-Bier musste aber erst einmal Schlaf nachgeholt werden.

Der Samstagmorgen verstrich ungenutzt und gegen Mittag machte ich mich mit der ersten Bahnlinie Griechenlands auf den Weg in die Hafenstadt Piräus. Leider wird momentan in Athen ziemlich viel an den Metrolinien gebaut, so dass man lästige Umwege in Kauf nehmen muss. Die Metrostation Piräus liegt unmittelbar am berühmten Hafen, von wo aus Schiffe jeglicher Art die griechischen Inseln und den Rest der Welt ansteuern. Nachdem schliesslich auch der sehenswerte Sonnenuntergang vorbei war fuhr ich eine Station zurück.

Fussball, Griechenland, Super League, neuer Ground und Länderpunkt
06.11.2010 PAE Olympiakos Syndesmos Filathlon Peiraio – PAE Panionios Gymnastikos Syllogos Smyrnis
5:0 (1:0), 22’312 Zuschauer, Stadio Karaiskáki, Pireás

An der Haltestelle Faliro steht das Stadio Karaiskáki, die Heimstätte des Vereins Olympiakos Syndesmos Filathlon Peiraio, im Volksmund Olympiakos Piräus genannt. Am Stadion traf ich mich mit meinem Zimmergenossen Christopher. Mit seinen 47 Jahren sollte es für ihn der erste Besuch eines Fussballspiels werden. Für einen Amerikaner nicht untypisch.

Für das heutige Spiel gegen PAE Panionios Gymnastikos Syllogos Smyrnis (Panionios Athen) waren keine Gäste zugelassen. Trotzdem war das Stadion fast voll, obwohl nur gut 22’000 Zuschauer angegeben waren. Die Tickets kauften wir vom Mitglied eines Fanclubs zum Originalpreis von 15 Euro. Da dies mein erster Besuch in Griechenland war wusste ich nicht was mich hier erwartet. Das Geschehen ums Stadion wusste jedoch schon einmal zu gefallen: Diskutierende Griechen an Bierständen, fussballspielende Kinder daneben und Graffitis der Ultragruppierungen an den Wänden.

Die Stimmung im gut 33’000 Zuschauer fassenden All-Seater war auch ohne Gästefans grandios. Auch wenn das Stadion zu der neuen Generation (erbaut 2004) gehört konnte insbesondere die Akkustik überzeugen. Gleich zu Beginn wurden jede Menge Bengalfackeln gezündet, was bei jedem der 5 Tore wiederholt wurde. 5:0 lautete somit das Schlussresultat und Piräus festigte seine Leaderposition, während die Gäste die rote Laterne übernahmen.

Den Abend liessen wir in einer kleinen aber feinen Bar unweit unseres Hostels ausklingen. Der Schuppen erwies sich als das Trendlokal schlechthin in der näheren Umgebung, was sich unter anderem auch in den Preisen widerspiegelte: 6 Euro für ein kleines Amstel-Bier beziehungweise einen Ouzo. Trotzdem zogen wir es vor zu bleiben, da die weiblichen Gäste diesen Preis ohne Frage wettmachten.

Am Sonntag waren eigentlich zwei weitere Super League-Spiele geplant, doch diese wurden kurzfristig auf den Montag verlegt. So machte ich mich früh auf den Weg um die Akropolis und das eine oder andere Museum zu besichtigen. Am ersten Sonntag im November ist der Eintritt nämlich überall frei. Auf dem Hügel angekommen trübte ein Schild meine Freude: „Akropolis closed due to elections“. Wegen den sonntäglichen Wahlen war also so ziemlich alles geschlossen. Der freie Eintritt wurde um eine Woche verschoben. So wurden schliesslich die wenigen geöffneten Sehenswürdigkeiten besucht und die Wachablösung der Evzonen am Syntagma-Platz vor dem Parlamentsgeebäude beobachtet. Ein wirklich sehenswertes Spektakel.

Für den Nachmittag war zumindest ein Drittligaspiel geplant, doch auch im Stadio Georgios Kamaras, der Heimspielstätte von Apollon Smyrnis und Ausweichstadion für Olympiakos von 2001-2004 wollte man nichts von einem Spiel wissen. Schliesslich seien Wahlen.

Nach einem leckeren Abendessen genoss ich noch ein wenig die Atmosphäre am Monastirakis-Platz ehe es früh zu Bett ging. Schlafen konnte ich aber dank meinem inzwischen stark erkälteten und laut schnarchenden Mitbewohner kaum, so dass ich mich bereits um 5:00 aus dem Hostel schlich um zu frühstücken. Am Syntagma-Platz wartete auch schon der X95-Bus welcher mich zum Flughafen brachte. Für den Rückflug war zum Glück ein Linienflug die billigere Variante. Der Service der griechische Aegean Air konnte durchaus überzeugen, schliesslich gehört die Airline seit diesem Sommer zur renommierten Star Alliance.

In Mailand-Malpensa (dieses Mal am moderneren Terminal 1) angekommen kontaktierte ich den Fahrer des Parkplatzes, welcher keine 5 Minuten später eintraf. Mein Auto lief bereits und war vorgeheizt. Das nennt man Service. Innert knapp 3 Stunden war auch der Heimweg bewältigt. Schon komisch wenn das Thermometer bei der Abreise noch rund 20° Celsius anzeigt, es in Mailand Bindfäden regnet und am Gotthard-Nordportal bereits alles weiss ist.