Ein Wochenendausflug nach Andorra: 2’500 Autokilometer in 48 Stunden.

26 09 2017

Auch dieser Beitrag ist schon ziemlich genau 10 Jahre alt, es war das verhängnisvolle Wochenende an dem ich David, Reto und Andrea kennenlernte.

Endlich sollte es soweit sein. Schon lange hatten wir unsere Autobesatzung für die Fahrt in den Zwergstaat in den Pyrenäen zusammen. Doch nachdem am Donnerstag zuvor bereits Einer absagte, kam am Freitag noch jemand hinzu. Kurzfristig konnte ein Ersatzmann gefunden werden, doch ein Platz schien bei der Abfahrt leer zu bleiben.

Da brachte Lukas die Idee ins Spiel, Andrea zu fragen, welche vorher mit Ihnen am Spiel SC Cham-FC Gossau in Zug war. Und siehe da, diese sagte auch gleich zu. So fuhren wir, das waren Lukas, Reto, David und Ich, wieder zurück nach Zug um Andrea abzuholen.

Etwa eine Stunde später als geplant, aber mit immer noch massivem Zeitüberschuss machten wir uns also auf den Weg Richtung Süden. Die Fahrt verlief trotz des Bahnstreiks in Frankreich ohne Stau, und nach dem Reto für rund zwei Stunden das Steuer übernommen hatte, genehmigten wir uns ein Frühstück in der Nähe von Montélimar.

Die zweite Hälfte der Fahrt bei strahlendem Sonnenschein war nun auch Einiges angenehmer, und das Panorama, welches man auf der Strecke zwischen Perpignan und Andorra geniessen durfte, entschädigte uns für die ganzen Strapazen bei Weitem. Insbesondere die Fahrt über den Port d’Envalier, welcher mit 2407 Metern der höchste Pyrenäenpass ist, bot uns eine herrliche Aussicht.

Vorbei an malerischen Städtchen und Festungen, erreichten wir gegen Mittag schliesslich das Fürstentum zwischen Frankreich und Spanien, welches flächenmässig als grösster der sechs Europäischen Zwergstaaten gilt. Auf dem Weg durch das schmale Tal machten wir unterwegs einen Halt, um die einzige Eishalle des Landes, den Palau de Gel in Canillo zu besichtigen. Dabei handelt es sich um einen Multikomplex, welcher neben der Eishalle auch ein Kino und ein Schwimmbad beinhaltet. Sogar Eishockeymeisterschaftsspiele finden hier statt.

Nun versuchten wir unser zuvor gebuchtes Hotel in Escaldes-Engordany zu finden, was sich als äusserst schwierig herausstellte. Zum einen hatte ich mit diversen abgesperrten Strassen zu kämpfen, zum anderen war es schwierig herauszufinden, wo Escaldes-Engordany aufhört und Andorra la Vella anfängt. Das ganze Prozedre gipfelte darin, dass mich eine Verkehrspolizistin mitten auf einer Kreuzung auf Katalanisch zusammenstauchte, da sie mich zuvor in verkehrter Richtung aus einer Einbahnstrasse hatte kommen sehen.

Nach dem Check-In fuhren wir zuerst mal in das Nachbardorf Sant Julià de Lòria, um das Stadion des zweiten Spiels ausfindig zu machen, schliesslich sollte man zwischen den beiden Spielen am Abend nur wenige Minuten Zeit für den Transfer haben.

Nun ging es also zum Nationalstadion. Kaum hatten wir das Auto geparkt, trafen wir auch schon auf die ersten Groundhopper aus Hamburg. Im späteren Verlauf des Abends sollten es noch einige mehr werden.

Da es noch über zwei Stunden bis zum Anpfiff dauerte, machten wir es uns erstmal in einem nahe gelegenen Restaurant gemütlich, während die Deutschen den Fast Food-Riesen mit dem gelben M bevorzugten. Für einmal muss ich jedoch sagen, dass wir es nun waren, welche mit einem ungeniessbarem Essen zu kämpfen hatten. Die Pommes Frites waren schlichtweg kalt, und das was auf der Karte als Kanninchen deklariert war, ähnelte dem was übrig bleibt, nachdem man ein Hühnchen gegessen hat.

Fussball, Andorra, Euro 08-Quali, neuer Ground und Länderpunkt
17.11.07 Andorra – Estland
0:2 (0:1), 200 Zuschauer, Estadi Comunal, Andorra la Vella

Um 18.00 Uhr wurde auch endlich das Spiel der Qualifikation zur Europameisterschaft in Östereich und der Schweiz angepfiffen. Auf dem Platz standen sich Andorra und Estland gegenüber, welche beide keine Ambitionen mehr auf eine Teilnahme hatten. Andorra stand gar mit null Punkten und zwei geschossenen Toren als Tabellenletzter da.

In der ersten Spielhälfte dominierten die Esten, und gingen auch verdient mit 1:0 in Führung. Dieses Resultat hatte auch zur Pause noch Bestand. In der zweiten Hälfte machte Andorra etwas mehr Druck, ohne aber jemals gefährlich zu werden. Die logische Schlussfolgerung war das zweite Tor für die Balten, welche von rund 50 mitgereisten, und auch schon ziemlich angeheiterten Fans nach unterstützt wurden.

Während des Spiels traf man noch viele weiter Groundhopper aus Deutschland und Österreich, und man tauschte einige Anekdoten aus.

Fussball, Andorra, Segona divisió, neuer Ground
17.11.07 Inter Escaldes B – Sporting Club Escaldes
4:3 (2:2), ca. 50 Zuschauer, Camp d´Futbol d`Aixovall, Sant Julià de Lòria

Nun hatte man die ersten 90 Minuten in der klirrenden Kälte überstanden, und unmittelbar nach dem Apffiff machte sich der ganze Hoppertross auf in den Camp d´Futbol d`Aixovall, welcher seit dem Engagement eines Geldgebers auch als DEVK-Arena bezeichnet wird.
Hier finden sämtliche Ligaspiele des Landes statt, und an diesem Tag waren zwei Spiele der zweiten Liga angesetzt. Wir entschieden uns für das Erste um 20:00 Uhr, bemerkten aber recht schnell dass wir es nicht mehr rechtzeitig zum Anpfiff schaffen würden. Doch weit gefehlt. Was sich nun abspielte hatte ich bisher noch nie erlebt. Das Spiel hätte bereits seit sieben Minuten laufen sollen, doch die beiden Mannschaften standen spielbereit auf dem Platz, und warteten bis sich auch der Letzte der rund 24 Hopper im Stadion eingefunden hatte. Immerhin machten wir somit mehr als die Hälfte der anwesenden Zuschauer aus.

Das Spiel der beiden Teams aus den Tiefen der Tabelle erwies sich überraschenderweise als Einiges besser als das Vorhergegangene. Nebst einigen spektakulären Toren bot das Spiel einen Unterhaltungswert welchen ich schon lange nicht mehr erleben durfte. So kam es zum Beispiel dass das „Heimteam“ mit neun Spielern noch den Siegtreffer erzielte. Zu neunt waren diese nach einer roten Karte und dem Ausfall eines Spielers. Ein Wechsel lag nicht drin, da schlicht und einfach keine Auswechselspieler vorhanden waren.

Halb durchgefroren verliessen wir das Spiel nach dem Abpfiff und stellten unser Gefährt auf sein Nachtquartier in der Nähe des Hotels, um das örtliche Nachtleben auszukundschaften. Doch dieses Unterfangen schien äusserst schwierig, gabe es doch nebenden hunderten von Geschäften, Cafés und Restaurants kaum eine Lokalität welche sich als würdig erwies den Abend darin zu verbringen. Man wechselte also nach jedem Bier das Lokal, und somit war der Abend nach vier Bier auch schon gelaufen.

Im Hotel genossen wir noch den aus der Provence mitgebrachten Wein und so schlief man in den frühen Morgenstunden innert kürzester Zeit ein.

Der nächste Morgen begann früh. Auf das Frühstück im Hotel verzichteten wir um uns kurz vor der Grenze zu Frankreich, in Pas de la Casa mit günstigen Lebensmitteln einzudecken. Nachdem ich auch endlich Briefmarken und Choriz (scharfe Wurst) für meinen Vater besorgen konnte, schossen wir noch ein paar Erinnerungsfotos vor dem Grenzschild, und fuhren die steilen Bergstrassen zurück zur Autobahn.

Unterwegs hielten wir für einen kurzen Besuch einem kleinen Städtchen, welches von riesigen Festungsmauern umgeben war. Hier gönnten wir uns auch eine Portion Crèpes mit Nutella beziehungsweise Zimt und Zucker, wobei Letzteres in Frankreich unbekannt zu sein scheint.

Fussball, Frankreich, CFA 2, neuer Ground
18.11.07 Nîmes Olympique 2 – GS Consolat Marseille
1:1 (0:0), ca. 100 Zuschauer, Stade Guy Secondi, Manduel

Pünktlich zu Spielbeginn fanden wir uns um 15:00 in Manduel ein, einem Vorort der Stadt Nîmes, wo sich die zweite Equipe von Olympique Nîmes und das Team von GS Consolat Marseille in einem Spiel der fünften Spielklasse Frankreichs duellierten.

Das Stade Guy Secondi ist architektonisch eine Katastrophe. Das Spielfeld ist von meterhohen Zäunen umgeben, und die Tribüne wird in der Mitte durch den Aufgang zu den Spielerkabine geteilt, so dass man von den beiden Seiten jeweils nur eine Hälfte des Spielfelds sah. Das langweilige Spiel endete mit einem 1:1 Remis und verdient keine weitere Erwähnung.

Nun stand der Heimweg an. Unterwegs hielten wir rund ein Stunde für ein Nachtessen, welches jenem in Andorra in Nichts nachstand. Kulinarisch kann ich wirklich keines der beiden Länder empfehlen.

Jetzt hiess es Gas geben, denn drei meiner Mitfahrer mussten noch den letzten Zug in Bern erwischen, und dieser wurde auf die Minute auch erreicht. Nachdem ich noch Lukas in seine neue Wohnung in Bern chauffiert hatte nahm ich die letzten neunzig Kilometer alleine auf mich und erreichte punkt Mitternacht das Städtchen Lenzburg.

Zu der Reise kann ich sagen: Ich war positiv überrascht. Vor allem hatten wir es mit unserer interkantonalen Autobesatzung auch durchgehend lustig. Ausserdem kannten sich zuvor nicht mal alle der Mitfahrer. Andorra würde ich im Winter sogar als Ferienziel empfehlen, denn für Wintersportler hat es hier alles was man braucht, ausser ein ausgedehntes Nachtleben.