Die ersten Tage in Katar.

20 01 2011

Reisetag 3, Sonntag 9. Januar 2011

Nachdem wir für 100 Rial (1 Rial = ca. 0.25 Sfr.) den Einreisestempel erhalten hatten (bei David dauerte es wieder mal länger) nahmen wir den im Voraus reservierten Mietwagen entgegen: Ein sehr geräumiger Seat Cordoba in weiss, so wie fast jedes Auto in Katar.

Die Strassen waren wie leergefegt und die Adresse unseres Hostels wurde schnell gefunden, jedoch nicht das Hostel selber. Als wir nach über einer Stunde Suchen schliesslich das Schwesternhostel fanden erklärte man uns dass die ursprünglich gebuchte Jugendherberge gar nicht mehr existiert und wir nun hier übernachten würden. Immerhin liess uns der überfreundliche Nachtwächter (er wollte mich gleich zum Kaffee einladen) direkt in unsere Zimmer, was nach fast zwei Tagen ohne richtigen Schlaf ein Segen war.

Gegen Mittag war dann mal die Suche nach Bargeld an der Reihe. Ein schwieriges Unterfangen welches zu Fuss an der Autobahn zwischen uns und dem einzigen Geldautomaten in der Nähe scheiterte. Also musste wieder das Auto benutzt werden. Katar ist wohl das fussgängerunfreundlichste Land dass ich je gesehen habe.

Der Geldeintreiber der Jugendherberge wollte nun natürlich auch seinen Teil des eben abgehobenen Betrages zu sehen bekommen, allerdings deckte sich unsere Rechnung nicht mit seiner. So wollte er uns weis machen das die 10%-Anzahlung nicht für ihn sondern für hostelworld.com gewesen seien. Wir liessen uns allerdings nicht beirren und zahlten den korrekten Betrag.

Fussball, Katar, AFC Asian Cup, neuer Ground und Länderpunkt
09.01.11 Japan – Jordanien
1:1 (0:1), 6’255 Zuschauer, Suhaim Bin Hamad Stadium, Doha

Nun gings endlich zum Fussball. Weit war das Stadion des Qatar Sports Club nicht entfernt, doch der letzte Verkehrskreisel war einer zuviel: Von links nahm mir ein mächtiger Geländewagen innerhalb des Kreisels die Vorfahrt (natürlich hatte der Fahrer ein Handy am Ohr). Ohne Vollbremsung hätte es Blechschaden gegeben, doch auch dank meiner schreienden Mitfahrer konnte eine Berührung verhindert werden. Dachten wir zumindest: Beim Aussteigen konnten wir einen kleinen, aber hässlichen Abrieb an der linken Stossstange feststellen. Ein eigentlich teures Ärgernis, welches beim Fahrstil der Kataris aber nicht weiter verwundert. Die Mietwagenfirma hat bei der Rückgabe jedoch nichts bemerkt und bis heute ist keine Rechnung eingetroffen.

Am Stadion konnten sogleich die Tickets für sämtliche Spiele entgegengenommen werden. Für 3 Spiele auf den besten Plätzen und 2 Spiele in der 2. Kategorie hatten wir pro Person nicht einmal 100 Sfr. bezahlt. Nach dem Einlass in die Sicherheitszone gönnten wir uns ein Mittagessen beim Frikadellenkönig.

Etwas später gesellten sich Tatjana, Flo und Kai dazu, mit welchen wir letzte Ostern in Prag waren. Auch unzählige weitere Deutsche Groundhopper konnten ausgemacht werden (der FC Bayern München hatte Tags zuvor ein Testspiel in Katar), doch das Benehmen gewisser Herren liess uns Abstand wahren.

Beim Spiel Japan gegen Jordanien erwarteten wir eigentlich einen tollen Support der Anhänger der „Samurai Blue“, doch die Massen an Jordanien-Fans sangen die Japaner in Grund und Boden. Überraschenderweise füllte sich die Kurve der Jordanier erst nach Spielbeginn so richtig.

6‘255 Zuschauer staunten dann auch als die eher schwachen Jordanier mit 1:0 in Führung gingen. Dies nachdem den Japanern bereits ein Tor wegen Abseits aberkannt wurde. Bis zur Nachspielzeit sah es auch nach einem Sieg der Jordanier aus, doch dann zappelte der Ball doch noch im Netz des starken Torhüters. Gegen Ende des Spiels marschierten dann auch einige Dutzend Sicherheitskräfte mit Schlagstöcken auf, was bei der überaus friedlichen Stimmung jedoch nicht von Nöten war.

Nach dem Schlusspfiff schlenderten wir zu Fuss in Richtung Corniche, der 7 Kilometer langen Uferpromenade von Doha. Wirklich viel zu sehen gab es an diesem Abschnitt jedoch nicht, so dass wir später noch in einer Shopping Mall vorbeischauten und ein paar elementare Dinge einkauften. Toilettenpapier gehört hier beispielsweise nicht zu Standardausrüstung einer Bedürfnisanstalt. Danach ging es früh zu Bett um für den Doppler am nächsten Tag gerüstet zu sein.

Reisetag 4, Montag 10. Januar 2011

Nachdem wir am Montagmorgen endlich einmal ausschlafen konnten gönnten wir uns das leckere und gesunde Mittagessen nach katarischer Art in der Jugendherberge für 20 Rial. Dazu gehörte auch ein Getränk, Früchte und Kaffee oder Tee. Dann war wieder Fussball angesagt.

Fussball, Katar, AFC Asian Cup, neuer Ground
10.01.11 Indien – Australien
0:4 (0:3), 9’783 Zuschauer (ausverkauft), Jassim Bin Hamad Stadium, Doha

Das Stadion des Al Sadd Sports Club wo das runde Leder rollen sollte war schnell gefunden (der Verkehr war beinahe noch schlimmer als Tags zuvor) und konnte durch sein futurustisches Aussehen punkten. Vor dem Spiel gönnten wir uns ein kühles Getränk im nobelsten Vereinsheim das wir je gesehen haben. Mint Diablo (7up mit Minzsirup) kann man übrigens durchaus mal probieren.

Das Spiel zwischen Indien – Australien war offiziell ausverkauft, trotzdem fanden sich im Stadion nur 9’783 Zuschauer im Stadion ein. Die meisten davon aus Indien, doch auch eine stattliche Anzahl Fans der „Socceroos“ fanden den Weg nach Al Sadd. Da ich zufällig eine Jacke mit der Australien-Flagge trug konnte ich noch für einen Kurzauftritt auf dem Fernsehsender Al Jazeera gewonnen werden.

Die Stimmung im Stadion war ganz gut, was vor allem an den fanatischen Indern lag, welche ihr Team auch noch nach dem 0:4-Endresultat bei jeder Ballberührung frenetisch bejubelten. Weniger positiv war die Tatsache, dass es im ganzen Stadion 4 Toiletten gab und die zudem nur für die Herren der Schöpfung. Auch mit den Preisen am Snack Corner wurde ordentlich getrickst.

Da heute der einzige (geplante) Doppler angesagt war mussten wir das Stadion nach dem Spiel auf schnellstem Wege verlassen und zum Al Gharafa Sports Club unweit unseres Hostels fahren. Da wir im dichten Verkehr jedoch irgendwann die Orientierung verloren und uns mehrere Passanten zum falschen Stadion schickten mussten wir irgendwann auf das Spiel Südkorea – Bahrain verzichten. Später stellten wir fest, dass wir am Mittwoch nochmals die Möglichkeit haben den Ground zu besuchen.

Inzwischen am riesigen Khalifa Stadium angekommen machten wir einen Abstecher in die Vilaggio Shopping Mall. Hier kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus: Das Einkaufszentrum war ein Nachbau der Italienischen Lagunenstadt Venedig. Sogar eine Gondelfahrt war hier möglich. Das Dach war zudem himmelblau gestrichen, als fände man sich in der „Truman Show“ wieder.

Das Highlight des Einkaufsparadieses war allerdings das Eisfeld auf dem auch gerade ein Spiel der „Qatar Minors League“ stattfand. Da wir aber zu Ende des Mitteldrittels eintrafen wurde der Ground natürlich nicht gezählt.

Stattdessen wollten Andrea und Ich etwas später selber Eis unter die Füsse nehmen und ein paar Runden auf den Schlittschuhen drehen (30 Rial), doch David und Stephan erwiesen sich hier als totale Spassbremsen. Auch für die vorangegangene Achterbahnfahrt (inklusive Notbremsung) hatten nur drei von uns genügend Mumm. Dann war auch schon wieder spät abends und die Fahrt ging nach Hause, wo wir dann feststellten, dass wir auf unserer Odyssee wirklich einmal durch die komplette Stadt gefahren sind. Aber immerhin unfallfrei.



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